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Gemeinsam stark: Tipps zur Erziehung von Geschwistern

„Eintritt verboten für Leon“. Das Schild prangt in großen Lettern an der Tür meiner Tochter.  Vorweg ging ein Streit, der eskaliert war. Es ging wohl um eine winzige Lego-Figur, aber keiner kann es mehr genau rekonstruieren. Wie so oft bei Auseinandersetzungen unter Geschwistern, ist der Auslöser letztlich egal.

Meine Kinder führen typische Geschwisterstreitigkeiten: Sie diskutieren darüber, wer die Haustür an bestimmten Tagen öffnen darf, wenn Mama oder Papa nach Hause kommen. Sie streiten sich darüber, wer schneller seine Jacke anzieht und wer mehr Gummibärchen aus der Nachtisch-Schüssel bekommt als der andere. Es ist alles Teil des normalen Konfliktmanagements zwischen Geschwistern.

Kurz darauf stehen meine Kinder gemeinsam vor dem Spiegel, schmieren sich gegenseitig mit meinem Lippenstift ein und lachen dabei. In diesem Moment wird mir klar, dass es bei ihren Streitereien nie wirklich um die Gummibärchen ging. Es geht darum, jemanden zu haben, mit dem man die ganze Bandbreite seiner Gefühle ausprobieren kann.

Haben Sie auch eher romantische Bilder zu Großfamilien im Kopf…

…und fragen sich, wie es wohl gewesen wäre, selbst Geschwister zu haben und welche großzuziehen?

Obwohl selbst Einzelkind, bin ich mittlerweile selbst mehrfache Mutter. Das Konzept der Geschwister bleibt für mich aber immer wieder erstaunlich. Kleine Mitbewohner, die nicht selbst entscheiden durften, miteinander zu leben, aber dennoch zusammenwachsen müssen – oft in den ersten Jahren ohne jegliche emotionale Reife oder Fähigkeit zur Selbstregulation.

Das Erziehen von Geschwistern birgt viele Herausforderungen und führt im Alltag oft zu absurden Situationen:

  • Die Mutter, die ihre drei Jungen die Schüsseln mit Chips auf die Waage legen lässt, um zu vermeiden, dass sie sich streiten, wer mehr bekommen hat, ist ein Beispiel dafür, wie man klare Regeln aufstellen kann, um Konflikte zu vermeiden.
  • Ähnlich wie bei den Eltern, die das bunte Plastikgeschirr durch einfarbiges ersetzten, um den Streit um den rosa Becher zu beenden. Diese kleinen Maßnahmen können dazu beitragen, dass das Familienleben harmonischer wird und die Kinder lernen, Rücksicht aufeinander zu nehmen.
  • Der Vater, der am Wochenende eine Trennlinie auf das Sofa klebt, um Streitigkeiten um Zentimeter beim Filmabend zu vermeiden, zeigt, wie man Grenzen setzen kann, um Konflikte zu lösen. Auch wenn diese Lösungen auf den ersten Blick ungewöhnlich erscheinen mögen, können sie helfen, dass das Familienleben reibungsloser verläuft.

Beziehung der eigenen Kinder untereinander lenken

Eltern können relativ viel tun, um eine gute Beziehung ihrer Kinder zueinander zu fördern. Manches Mal müssen sie auch sehr einfallsreich und kreativ sein, um Konflikte zu lösen.

Die Erziehung von Geschwisterkindern ist eine Herausforderung, da jedes Kind individuelle Bedürfnisse und Persönlichkeiten hat. Es kann jedoch helfen

  • Bestimmte Regeln und Routinen zu etablieren, um Konflikte zu minimieren
  • Klare Erwartungen zu Verhaltensregeln und Aufgabenverteilung
  • Vermeidung von Vergleichen und Zwang, um das Beste aus jedem Kind herauszuholen
  • Jedes Kind als Individuum zu behandeln und seine Bedürfnisse und Wünsche anzuerkennen
  • Eine offene Kommunikation und das Anbieten von emotionaler Unterstützung können ebenfalls dazu beitragen, ein positives Verhältnis unter den Geschwistern aufrechtzuerhalten
  • Zeit für gemeinsame Aktivitäten und Einzelzeit mit jedem Kind einzuplanen, um die Bindung zu stärken und positive Erinnerungen zu schaffen

Die besonderen Momente

Trotz all der Streitigkeiten und Konflikte zwischen Geschwistern gibt es zum Glück auch immer wieder besondere Momente, die man zusammen teilen kann. Man muss sie manchmal zwischen all dem Trubel suchen, aber sie sind da – die besonderen Geschwistermomente.

Im vergangenen Herbst hatte ich eine unvergessliche Erfahrung und gleichzeitig einen Einblick in die tiefe Verbundenheit meiner Kinder. Mein zehnjähriger Sohn sollte ins Ferienlager fahren und obwohl er bereits öfter bei Großeltern, Freunden oder sogar allein zu Hause übernachtet hatte, äußerte er am Abend vor der Abfahrt plötzlich Zweifel.

Wir versuchten, ihn zu beruhigen und ihm zu versichern, dass wir immer für ihn da sein würden, falls er uns braucht. Doch er erklärte uns, dass es nicht darum geht uns zu vermissen, sondern dass es seine erste Nacht ohne seine Schwester sein wird, seit seiner Geburt.

Seine Schwester hatte fast zehn Jahre lang jede Nacht nebenan geschlafen, oft sogar im gleichen Bett. Ich war beeindruckt von der tiefen Verbundenheit und Freundschaft, die zwischen ihnen herrschte und ich beneidete meinen Sohn für das Glück, seine beste Freundin immer an seiner Seite zu haben.

Gemeinsame Erinnerungen

Auch später im Erwachsenenalter, bleiben wir immer noch Geschwister oder Einzelkind. Geschwisterkinder erzählen mir, dass sie sich noch an Folgendes aus ihrer Kindheit erinnern:

  • Es gab nie genügend Autositze, weshalb jemand immer im Kofferraum sitzen musste (es waren die späten 80er Jahre).
  • Wenn wir am Esstisch saßen, musste man sich seinen Platz nach der Schüssel mit den Kroketten aussuchen, um sicherzustellen, dass man noch welche abbekam, weil meine älteren Brüder immer zuerst ihre Teller füllten.
  • Ich erinnere mich auch an die Worte meiner Mutter, die uns vor jedem Ausflug und Familienbesuch eindringlich ermahnte: „Sagt Bitte und Danke und drängelt euch nicht vor!“

Heute sagen sich diese Geschwister den Spruch immer noch gegenseitig vor. Es ist schön, wenn man gemeinsame Erinnerungen teilen kann. Erinnerst du dich noch an die gemeinsamen Ostern, als wir immer das Nest unter dem gleichen Baum im Garten versteckt haben? Und wie wir immer wie aus dem Zirkus aussahen, weil wir nacheinander dieselbe, quietschbunte Kleidung aus den 70er Jahren getragen haben, die bei jedem Kind ein paar Flicken mehr hatte? Es ist schön, solche Erinnerungen mit Geschwistern zu teilen und sich gemeinsam an die Kindheit zurückzuerinnern.

 

Fazit:

Einen Bruder oder eine Schwester zu haben, kann vieles im Leben sicherlich erleichtern. Durch den gemeinsamen familiären Hintergrund können sich Geschwister gegenseitig beistehen, Sorgen und Verantwortung teilen wie auch viele gemeinsame Erinnerungen.

Letztendlich hängt es von den individuellen Umständen und Persönlichkeiten ab, wie gut die Geschwister sich auch im Alter verstehen. Die elterliche Erziehung und die Verhaltensweise hat aber in jedem Fall einen signifikanten Einfluss auf die Geschwisterbeziehungen.