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Ohne Langeweile keine Kreativität

Es ist Sonntagnachmittag und draußen prasselt der Regen auf die Dächer. Endlich kann ich mir mal wieder Zeit für mich nehmen. Ein spannender Thriller wartet nur darauf, endlich weitergelesen zu werden.

Voller Vorfreude mache ich es mir mit einer Tasse Tee und dem Buch auf der Couch gemütlich. Die Kleinen spielen in ihren Zimmern. Ich genieße diese Ruhe gerade, die ich nicht mehr so oft habe. Denn eigentlich gibt es immer einen Grund, warum ich mit den Kindern interagieren muss.

Erfahrungsgemäß dauert die Idylle aber nicht lange….

Bedürfnisse erkennen, Leere akzeptieren!

Kinder haben vielfältige Wünsche. Je kleiner sie, desto höher ist der Bedarf.

Kein Kind will Aufmerksamkeit. Es braucht Beziehung, es will am Leben seiner Eltern teilhaben. Für eine gute und stabile Bindung – vor Allem in der frühen Kindheit – ist es deshalb meine Aufgabe, aufmerksam und zugänglich zu sein, die Bedürfnisse zu identifizieren und die Wünsche der Kleinen ggf. zu erfüllen.

Doch es ist auch wichtig, langweilige Momente zuzulassen. Denn die Elternrolle ist kein bezahlter Job eines Entertainers. Zugleich gibt es auch negative Auswirkungen, wenn Eltern die Kinder immer belustigen. Die Kinder sollten selbst lernen, ihre Bedürfnisse zu identifizieren. Ein gewisses Maß an Langeweile kann dabei die eigene Kreativität fördern. Wenn ich als Elternteil keine Vorgaben mache, muss sich das Kind selbst überlegen, was es die nächste Stunde macht – ein wichtiger Schritt in der kindlichen Entwicklung.

Diese Ruhephase kommt meistens zu kurz. Denn im Alltag gibt es vielfältige Tätigkeiten und Anregungen rund um Kita, Schule, Hobbies und Co – eigentlich sind meine Kinder immer unterwegs. Und weil es viele Anregungen gibt, werden sie süchtig danach. Sie jammern schon beim Abholen: Was machen wir jetzt?

Ruhe sorgt dabei für Regeneration für Geist und Körper. Die Kinder können die Welt herum vergessen und endlich das Gelernte umsetzen.

Kreative Struktur

Kreativität gilt als wichtiger Bestandteil der kindlichen Entwicklung. Wenn Kinder nicht dauerhaft beschäftigt werden, suchen sie sich neue Spielideen oder benutzen alte Spielsachen erneut.

Als Elternteil habe ich viel zu oft vergessen, wie streng strukturiert der Tag meiner Kinder ist. In den Schulen gibt es 45 Minuten Unterricht, um sich dann fünf Minuten auszuruhen. Ständig erleben die Kinder einen Zwang von außen, wie sie ihren Alltag gestalten müssen. Wer als Elternteil das kreative Sein der Kinder fördern möchte, sollte Langeweile gutheißen. Denn diese fungiert als Triebfeder der kindlichen Entwicklung zu mehr Selbstbewusstsein und Selbstständigkeit.

Ideenreichtum fördern, Freiraum für die Kinder

Und dann braucht man ja auch noch Zeit einfach nur da zu sitzen und vor sich hin zu schauen“ hat Astrid Lindgren einst gesagt. Ein wichtiger Spruch.

Es ist nicht die Aufgabe von uns Eltern, leere Zeit für die Kinder ständig zu füllen. Obgleich meine Kinder meinen Lebensmittelpunkt darstellen, habe ich meine eigenen Bedürfnisse. Mit insistierenden Fragen rege ich meine Kinder an, auf eigene Ideen zu kommen. Dabei sind Medien ein falscher Ansatz. Denn diese helfen weder bei der Entspannung noch fördern sie die Entwicklung kreativer Ideen. Dabei ermutige ich meine Kinder immer wieder, das bedrückende Gefühl der Leere auszuhalten. Denn diese kann auch etwas Gutes sein – eine Chance, sich mit sich selbst auseinanderzusetzen. Als gutes Vorbild zeige ich ein leidenschaftliches Interesse an verschiedenen Aktivitäten und Lebensbereichen.

Zugleich ist Freiraum als Triebfeder der kindlichen Entwicklung wichtig. Eltern bieten ihren Kindern Freizeit an. Kleine Angebote und Anregungen sind das Mittel der Wahl, um dennoch eigene Überlegungen zu ermöglichen. Als Eltern sind wir ständig bemüht, den Kindern ein abwechslungsreiches und vollgeplantes Leben zu ermöglichen. Doch Freiraum ist wichtig, damit Kinder lernen können, ihre Zeit selbst zu gestalten.

 

Fazit – Jedes Kind braucht Zeit für sich!

Die frühkindliche Entwicklung ist wichtiger für das ganze Leben. Wenn Kinder nicht lernen, mit langweiligen Momenten umzugehen, geht es ihnen als Erwachsene ähnlich. Dann muss immer eine Beschäftigung her, um vom Leben erfüllt zu sein. Dabei kann Ruhe und Entspannung so gut tun – das merke ich gerade einem gemütlichen Herbsttag wie heute!