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Wiedereinstieg nach der Familienzeit: Diese Wege führen zurück in den Beruf

Ich erinnere mich noch genau an diesen einen Morgen. Der Alltag war mir vertraut – aber diesmal war alles anders. Kein Termin beim Kinderarzt, kein Pflegeeinsatz bei den Eltern, keine Reha. Stattdessen: Mein erster Arbeitstag nach der Auszeit. Die Entscheidung zurückzukehren fiel mir nicht leicht. Nach Monaten – oder sogar Jahren – fern vom Job fühlte sich vieles fremd an. Ich fragte mich: Bin ich noch gut genug? Wer bin ich jetzt – beruflich gesehen? Aber Schritt für Schritt fand ich meinen Weg. Mit Unterstützung, mit Fortbildungen, mit Menschen, die an mich glaubten. Und mit dem Mut, nicht perfekt sein zu müssen.

 

Für viele Elternteile ist die Rückkehr in den Beruf nach der Familienzeit nur eine Frage der Zeit. Wenn Sie in ungekündigter Stellung sind, haben Sie nach der Rückkehr Anspruch auf einen Arbeitsplatz, der Ihrer vorherigen Stelle entspricht. Es muss sich nicht um die identische Stelle handeln, Sie dürfen aber nicht schlechter gestellt sein als vorher. Aber was, wenn Sie gar nicht mehr ins alte Unternehmen zurück möchten oder den Wunsch nach beruflicher Veränderung spüren? Auch dann gibt es Möglichkeiten.

Rückkehr ins Berufsleben mit einem Studium

Ein Studium nach der Familienzeit kann neue berufliche Türen öffnen. Besonders beliebt sind berufsbegleitende Studiengänge oder Fernstudien, die sich mit dem Familienalltag vereinbaren lassen. Mit der Entscheidung für ein Studium wählen Sie ein strukturiertes Lernumfeld mit aktuellen fachlichen Inhalten. Das kann hilfreich sein, wenn Ihre berufliche Ausbildung schon eine Weile zurückliegt und Sie Ihre Kompetenzen für den neuen Arbeitsmarkt schärfen wollen.

In einigen Fällen lassen sich Studiengänge für Erwachsene sogar mit Fördermitteln oder BAföG finanzieren. Das gilt auch dann, wenn Sie eine Aufbauweiterbildung in Anspruch nehmen. Informieren Sie sich im Vorfeld gründlich, immatrikuliert sind Sie schnell.

Umschulungen und Neuorientierungen nach der Elternzeit

Passt der bisherige Beruf nicht mehr zu den neuen Lebensumständen, können Sie eine Umschulung vornehmen. Das Jobcenter, aber auch die Rentenversicherung und andere Bildungsträger unterstützen Sie bei der geförderten Neuqualifizierung. Gefragt sind vor allem Umschulungen im sozialen Bereich, im Gesundheitswesen oder in der IT. Diese Berufe bieten Ihnen oft flexible Arbeitszeiten und gute Einstiegsmöglichkeiten. Auch in diesen Branchen ist ein Studium möglich, wenn Sie noch keine Erfahrung gesammelt haben.

Nutzen Sie Beratungsangebote der Agentur für Arbeit, wenn Sie unschlüssig bezüglich Ihrer Fördermöglichkeiten und Interessen sind. Hier gibt es auch die Optionen auf Tests, um Ihre Eignung herauszufinden.

Zurück in den Job in Teilzeit

Für viele Eltern sind Teilzeitmodelle die Basis für einen erfolgreichen Wiedereinstieg in den Beruf. Sie ermöglichen Ihnen, den Spagat zwischen Beruf und Familie zu bestehen und trotzdem am Ball zu bleiben. Viele Branchen unterstützen Teilzeitarbeit aktiv. Wenn Sie vor der Elternzeit in Vollzeit tätig waren, beantragen Sie bei Ihrem Arbeitgeber Teilzeit. Alternativ ist auch ein völliger Neustart in einem anderen Unternehmen möglich.
Falls Sie in einer Branche mit großem Fachkräftemangel aktiv sind, stehen Ihre Chancen besonders gut. Teilen Sie gleich im Bewerbungsgespräch offen den gewünschten Stundenumfang mit und sprechen Sie ehrlich über Ihre Motivation, Qualifikation aber auch über Ihre Grenzen. Ob kurz nach der Elternzeit oder auch während der Pubertät brauchen Kinder ihre Eltern.

Neuer Job mithilfe von Bewerbungstraining finden

Nach längerer Auszeit fällt es vielen Eltern schwer, sich selbstbewusst zu präsentieren. Bewerbungstrainings helfen Ihnen, Ihre Stärken wieder ins Spotlight zu rücken und aktuelle Standards im Bewerbungsprozess kennenzulernen. Ist es länger her, können Sie davon nur profitieren. Heute nutzen die meisten Unternehmen digitale Bewerbungsverfahren, die klassische Mappe ist out. Viele Bildungseinrichtungen und Jobcenter bieten Ihnen kostenfreie Bewerbungskurse an, teilweise sogar mit integrierter Kinderbetreuung.

Eine gute Vorbereitung hilft Ihnen, sicherer ins Gespräch zu gehen und verbessert die Chancen auf eine passende Stelle. Treten Sie souverän aus, denn die Lücke im Lebenslauf lässt sich mit Ihrer Familienzeit wunderbar erklären.