„Dad Bod“

Was nichts anderes bedeuten soll, als dass Papa nicht mehr so muskulös ist wie früher. Sondern eher „knuffig“ (immerhin nicht fett …). Diese Neuigkeit fand die lästerlichste aller Ehefrauen am 17. Mai 2015 in einer namhaften Frankfurter Tageszeitung und hatte nichts Besseres zu tun, als sie dem Familienvater unter die Nase zu reiben. „Darauf ein Löffel Nutella“, lautete die Überschrift.

Und ich esse gar keine Nutella! Nun gut, das Foto, auf dem ich auf einem Bootssteg-Geländer Liegestütze mache und meine ausdefinierten Bizeps und Trizeps anspanne, ist ungefähr … ok, ich gebe es zu, ziemlich lange her. Ich glaube so ca. 30 Jahre. Die Zeiten kommen nicht wieder. Aber ich gehöre auch bei weitem nicht zu den Menschen, denen beim Badeurlaub T-Shirt-Zwang verordnet werden muss. Auch wenn „Dad Bod“ jetzt „Normcore“, sprich Alltäglichkeit, sein soll, schaue ich in den Spiegel und sehe keine Ähnlichkeit mit zum Beispiel dem erwähnten Alec Baldwin oder Adam Sandler. Nun gut, da gibt es dieses unvorteilhaft getroffene Foto aus dem letzten Sommerurlaub mit der Familie… aber ich habe auch eingesehen, dass diese Slim-Line-Shirts wirklich nicht gut zu mir passen.

Ja, ich war mehrmals mit schwanger, und meine leicht abnehmenste Ehefrau von allen wurde ja schon bei der Entbindung einen Teil des angesammelten Gewichts wieder los. Und danach gleich wieder was davon, denn Baby hatte ja HUNGER. Und ich hatte auch Reserven, die wollte nur niemand. Dass da immer noch was von übrig ist …

Nun gut, ich schaue mir den Zeitungsartikel nochmal an und entdecke doch Beschwichtigendes:

Zum Beispiel, dass es auch einen „Mom Bod“ gibt. Ätsch! Und, ich zitiere: „Das wird ein Sommer! Sonne und möglichst oft Bier und Rippchen, der letzte Besuch im Gym eine ferne Erinnerung, das alles macht gar kein schlechtes Gewissen – ist ja alles für den Dad Bod.“

Ja, ich behandele meinen Körper auch wie einen Tempel, und gerade deshalb malträtiere ich ihn nicht täglich auf einem Laufband bei schlechter Luft, sondern genieße den gepflegten Frischluftspaziergang zum Biergarten. Muss auch gar nicht weit weg sein …

Hin oder her – viele Argumente, jetzt kommt mein schlagendes Beispiel: „als die Babys klein waren, lagen sie auf MEINEM Bauch friedlich schlafend, von mir liebevoll umarmt, weich gebettet und in sanften Träumen. Versuch das mal auf einem Six-Pack – das ist wie auf einem Steinboden. Welches Baby will das schon?“ und sollte da jemand was gegen zu sagen haben – irgendwann gibt Tochter 1 bestimmt ein Enkelkind bei uns ab zur Betreuung über Nacht – ich bin gerüstet!

Es lebe der Grand-Dad-Bod!

(für neugierige Männer und lästernde Gattinen: Frankfurter Allgemeine Zeitung, 17.5.2015, Seite 48)