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Special: Der Zeh in der Nase oder warum das Kind im Elternbett (k)eine gute Idee ist

Sarah war im Grunde ein unkompliziertes Baby. Sie weinte selten, schlief früh ein und schlief nach ein paar Monaten durch. Doch als sie in den Kindergarten kam, gab es eine Sache, die nicht so gut funktionierte: das Schlafen in ihrem eigenen Bett. Sie versuchte es immer wieder, aber mal hatte sie Angst vor Tieren unter dem Bett, mal fürchtete sie sich vor Einbrechern, und manchmal sah sie Dinge im Licht der vorbeifahrenden Autos, die durch die Fenster in ihr Zimmer fielen. Wir probierten viele Dinge aus: Wir legten uns zu ihr, installierten Nachtlichter, CD-Player und blickdichte Vorhänge. Manchmal schlief sie ein, aber oft kam sie mitten in der Nacht in unser Schlafzimmer, weil sie Angst hatte. Schließlich ließen wir sie einfach bei uns schlafen, um Ruhe zu haben.

Sobald ein Baby geboren wird, dreht sich für Eltern fast alles um das Thema Schlaf. Wann schläft das Kind? Wie schläft es? Und wo? Während die Kinder älter werden, verliert das Thema oft an Bedeutung in Gesprächen unter Eltern. Dennoch bleibt es in vielen Familien weiterhin präsent.

Unruhige Nächte

Evolutionär betrachtet, ist es völlig normal, wenn ihr Kind jede Nacht ins Elternbett kommt.  Aus Elternsicht kann das auf Dauer jedoch ziemlich anstrengend werden. Während es bei Babys und Kleinkindern meist um das Durchschlafen in der Nacht geht, haben viele Kinder bis ins Schulalter hinein Probleme beim Einschlafen.

Kinder im Grundschulalter haben größere Reflexionsmöglichkeiten. Sie fangen an, sich Gedanken zu machen und nehmen mehr wahr. Sie können die Tragweite von Ereignissen besser verstehen, grübeln mehr und entwickeln auch Ängste und Sorgen. Wenn es zum Beispiel einen Streit mit dem besten Freund in der Schule gab, können sich am Abend die Gedanken stundenlang darum drehen, ob diese Freundschaft nun vorbei ist. Oder wenn Mitschüler sich über eine neue Hose lustig machen, wirft das die Frage auf, ob sie noch gemocht werden. Auch das Weltgeschehen beschäftigt viele Kinder. Gerade sensible Kinder nehmen die Sorgen der Eltern wahr, auch wenn sie die Bandbreite noch nicht erfassen können.

Um entspannen und einschlafen zu können, benötigen wir Sicherheit. Selbst als Erwachsene haben wir Schwierigkeiten einzuschlafen, wenn unser Gedankenkarussell sich dreht.

Wann wird das (Ein)Schlafen tatsächlich zum Problem?

Viele Ärzte und Psychologen betrachten das Familienbett kritisch. Wir können uns an vieles gewöhnen – auch an schlechte Dinge und unzureichenden Schlaf. Doch wenn die Schlafqualität dauerhaft leidet, sollten wir genauer hinschauen. Wichtig ist auch zu schauen, entwickelt sich das Kind altersgerecht. Auch die Beziehung zwischen den Eltern kann leiden, wenn das Kind dauerhaft im Elternbett schläft.

Eltern unternehmen viel, um ihre Kinder zur Ruhe zu bringen. Manchmal steckt jedoch auch ein schlechtes Gewissen dahinter, wenn zu sehr auf die Bedürfnisse des Kindes eingegangen wird, etwa bei der Geburt eines Geschwisterkindes. Kinder sind clever und wissen genau, wie sie bei ihren Eltern vorgehen müssen. In solchen Fällen liegt das Problem eher bei den Eltern.

Ein klares Anzeichen für ein Schlafproblem ist, wenn Kinder sich nicht trauen, bei Freunden zu übernachten oder wegen des Schlafens nicht an Klassenfahrten teilnehmen möchten. Es ist Teil der Entwicklung, dass Kinder solche Nächte genießen und daraus wachsen.

Eltern können durch solche Situationen verzweifeln. Doch es gibt Lösungen.

Wie kann ich meinem Kind beim Schlafen helfen?

Zuwendung: Statt sich abends ums Schlafen zu streiten, sollten wir lieber tagsüber eine halbe Stunde gemeinsam verbringen – sei es auf dem Spielplatz oder beim Lesen eines Buches.
Einrichtung: Was braucht mein Kind in seinem Zimmer, um sich wohlzufühlen? Gibt es dunkle Ecken, die es beängstigen könnten? Fühlt sich mein Kind geschützt und sicher? Oft hilft schon ein kleines Licht mit Dimmschalter oder eine Lichterkette mit Zeitschaltuhr. Eltern können gemeinsam mit ihrem Kind entscheiden, wie hell das Licht sein soll oder wann es ausgehen soll. Auf diese Weise erhält das Kind ein Gefühl von Kontrolle und Selbstwirksamkeit.

Wichtig ist es, die Bedürfnisse des Kindes ernst zu nehmen

Es ist grundsätzlich kein Problem, wenn ein Kind bei bestimmten Ereignissen oder im Urlaub im Bett der Eltern schlafen möchte. Dies sollte jedoch eine Ausnahme bleiben und entsprechend kommuniziert werden.

Wenn Ihr Kind jedoch plötzlich von heute auf morgen wieder bei Ihnen schlafen möchte, sollten Sie genauer hinschauen, woran das liegt. Gab es einen Umzug, die Einschulung, einen Unfall oder einen Todesfall? Oder treten wiederholt Albträume auf? In solchen Fällen sollten Eltern nicht zu lange warten und sich Hilfe von Kinderärzten, Pädagogen, Erziehungsberatungsstellen oder Schlafexperten holen. Oft wird hier zu lange gezögert.

 

FAZIT

Ausreichender und qualitativ hochwertiger Schlaf ist nicht nur für die körperliche und geistige Entwicklung unsere Kinder äußerst wichtig. Auch für uns Eltern ist ausreichender Schlaf für die Regeneration des Körper entscheidend. Das Immunsystem wird gestärkt und das Gehirn verarbeitet neue Informationen und Erlebnisse. Darüber hinaus trägt ausreichender Schlaf dazu bei, die Konzentrationsfähigkeit, das Lernvermögen und das emotionale Gleichgewicht zu verbessern. Schlafen wir ausreichend, sind wir oft aufmerksamer, besser gelaunt und weniger anfällig für Krankheiten.