
Die Kinder‑Frühstart‑Rente – Was steckt dahinter?
Die Renten- und Pensionssysteme stehen seit Jahrzehnten vor einem grundlegenden Finanzierungsproblem. Bisher waren es vor allem Eltern, Großeltern oder Paten, die zur Geburt eines Kindes ein Depot eröffnet haben – meist mit dem Ziel, später den Führerschein oder die Ausbildung zu finanzieren. Inzwischen wächst jedoch auch bei Berufseinsteigern und jungen Erwachsenen das Interesse an langfristigen Kapitalanlagen. Und das zu Recht: Über Zeiträume von 20 Jahren oder mehr sind Aktien in Bezug auf die Rendite kaum zu übertreffen.
Ab dem sechsten Lebensjahr sollen Kinder ab 2026 monatlich zehn Euro vom Staat für die Altersvorsorge erhalten – mit der neuen Frühstart-Rente. Die sogenannte Kinder-Frühstarterrente ist ein geplantes staatliches Vorsorgeinstrument, das voraussichtlich ab dem Jahr 2026 oder 2027 eingeführt werden soll. Sie richtet sich an alle Kinder in Deutschland im Alter von 6 bis 18 Jahren und soll ihnen einen frühen Einstieg in die private Altersvorsorge ermöglichen. Obwohl viele Details noch offen sind, werben bereits jetzt viele Anbieter mit Lockangeboten.
Wie die Frühstart-Rente funktionieren soll
Die Frühstart-Rente ist ein Baustein der von Union und SPD angestrebten Rentenreform. Das Konzept ist nicht völlig neu: Bereits im Vorjahr hatten die sogenannten „Wirtschaftsweisen“ ein vergleichbares Modell ins Spiel gebracht. Ziel der Frühstart-Rente ist es, junge Menschen frühzeitig an den Kapitalmarkt heranzuführen und ihr Bewusstsein für die Bedeutung privater Altersvorsorge zu stärken. Der Staat plant, monatlich 10 Euro pro Kind auf ein speziell eingerichtetes Vorsorgekonto einzuzahlen – völlig unabhängig vom Einkommen der Eltern oder sonstigen Voraussetzungen. Voraussetzung ist lediglich, dass das Kind in Deutschland lebt und schulpflichtig ist. Dieses Geld soll in ein Depot investiert werden, das auf den Namen des Kindes läuft und langfristig am Kapitalmarkt angelegt wird, etwa in Fonds oder ETFs. Die Idee dahinter: Durch den Zinseszinseffekt kann sich auch ein kleiner monatlicher Betrag über Jahrzehnte zu einer beachtlichen Summe entwickeln – vorausgesetzt, das Geld bleibt unangetastet bis zur Rente. Die Auszahlung erfolgt frühestens mit Erreichen der gesetzlichen Altersgrenze (aktuell 67 Jahre). Ab dem 18. Lebensjahr können die Kinder (dann jungen Erwachsenen) auch selbst zusätzliche Beiträge einzahlen und die staatliche Vorsorge eigenständig erweitern.
Insgesamt beläuft sich der staatliche Förderbetrag in der Grundform auf 1.440 Euro über 12 Jahre. Wenn dieses Kapital langfristig mit z. B. 6–8 % Rendite jährlich wächst, könnten daraus 30.000 bis 60.000 Euro werden – bei weiterem Eigenbeitrag auch deutlich mehr. Allerdings relativiert sich der reale Wert aufgrund der Inflation: Kaufkraftbereinigt könnte der Betrag bis zur Rente auf ca. 10.000–17.000 Euro schrumpfen, was einer monatlichen Zusatzrente von etwa 30–50 Euro entspräche.
Die Ziele des Programms sind klar: Kinder sollen frühzeitig für den Ruhestand vorsorgen können und gleichzeitig finanzielle Bildung erhalten. Zudem soll das Modell helfen, die kapitalgedeckte Altersvorsorge zu stärken, ohne verpflichtende Beiträge einzuführen. Dennoch steht die Frühstarterrente auch in der Kritik: Der finanzielle Effekt sei ohne zusätzliche Eigenleistung gering, die Bürokratie aufwendig, und die tatsächliche Umsetzung ungewiss. Auch der genaue Verwaltungsweg – etwa, wie Schulpflicht nachgewiesen oder wie die Depots verwaltet werden – ist noch nicht final geklärt.
Ein Gesetzesentwurf ist derzeit für Ende 2025 angekündigt. Der ursprünglich geplante Start zum 1. Januar 2026 dürfte sich damit verzögern – realistisch ist ein Beginn frühestens 2027.
Zusammengefasst: Die Kinder-Frühstarterrente ist ein symbolisch wichtiger Schritt in Richtung früher finanzieller Eigenverantwortung und soll alle Kinder unabhängig von Herkunft oder Einkommen erreichen. Zehn Euro sind natürlich bei weitem nicht geeignet, die Finanzierungsprobleme für eine spätere Rente über private Vorsorge zu lösen. Für die Altersvorsorge reicht sie allein aber nicht aus. Vielmehr könnte sie ein Anstoß sein – sowohl für junge Menschen als auch für ihre Familien –, sich intensiver mit dem Thema Finanzen und Vermögensaufbau zu befassen.