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Eine WG mit Mama und Papa

Der Weg der Kinder ist vorbestimmt. Nach der Geburt sind die Eltern der wichtigste Bezugspunkt im Leben. Hilfe bei den Hausaufgaben, Unterstützung in der Pubertät oder als weinende Schulter beim ersten Liebeskummer – Eltern sollten für ihre Kinder da sein.

Darüber hinaus sind Kinder keine günstige Anschaffung. Ein neuer Smart-TV oder ein Urlaub in der Südsee sind sicherlich billiger. Da kommt es den Eltern doch irgendwann gelegen, wenn die geliebten Sprösslinge das Haus verlassen. Doch nicht immer ist der Auszug für die Ewigkeit. Die Corona-Krise im Jahr 2020 sorgt für manch einen zerstörten Traum. Pläne werden umgeworfen und wohlmöglich geht es erstmal zurück in das Elternhaus.

Finanzielle Schwierigkeiten und schlechte Zukunftsaussichten

Die Covid-19-Pandemie 2020 betrifft alle Lebensbereiche. Corona lässt beispielsweise die Arbeitslosenquote steigen. In der Zukunft drohen zahlreiche Insolvenzen, wenn die staatlichen Unterstützungen auslaufen. Die Berufsaussichten für die Jugend waren schon mal deutlich besser. Wer jedoch keinen Arbeitsplatz findet, kann eine eigene Wohnung kaum finanzieren. Darüber hinaus gibt es finanzielle Schwierigkeiten bei jungen Erwachsenen. Wer sich an der Uni eingeschrieben hat, braucht oftmals einen Nebenjob. Nicht alle Eltern haben genug Geld, um die Wohnung des Nachwuchses zu finanzieren. Doch der lukrative Nebenverdienst als Taxifahrer oder in der Gastronomie fällt in diesem Jahr aus. Unterstützungshilfen vom Staat reichen nicht, um auf den eigenen Beinen zu stehen – erst Recht nicht bei horrenden Mietpreisen.

Zurück in das Kinderzimmer

Jugendliche und Heranwachsende freuen sich auf das neue Leben. Die Eltern versprachen ihnen von klein auf eine großartige Zukunft – und dann kam Corona. Der Traum von Selbstständigkeit – vorerst ausgeträumt! Die erste Euphorie vom Erwachsenwerden – vorerst verflogen! Es geht zurück zu den Eltern – eine Prüfung für die Beziehung, wenn junge Erwachsene in das altbekannte Kinderzimmer einziehen müssen.

Moralische Verpflichtung der Eltern

Gesetzlich haben die Eltern übrigens gar keine Verpflichtung, ihre älteren Kinder zurückzunehmen. Finanzielle Unterstützung ist nur bis zum 25 Lebensjahr gesetzlich vorgeschrieben – danach sind die ‚Kleinen‘ auf sich selbst gestellt. Allerdings sieht die Realität oftmals anders aus. Liebende Eltern empfinden das ganze Leben lang eine moralische Verpflichtung gegenüber ihrem Nachwuchs. Anstelle des wohlverdienten Ruhestands und erlebnisreicher Reisen durch die Welt benötigen die Kinder erneut finanzielle Hilfe. Eltern-Kind-Haushalt statt Kreuzfahrt – das haben sich die meisten Eltern wohl anders vorgestellt.

Auf in eine neue Eltern-Kind-Beziehung

Kindheit, Pubertät und Co. sind von Spannungen zwischen Eltern und Kindern geprägt. Mit dem Auszug verbessern sich die Beziehungen – das Gleiche gilt für die Ehe. Mann und Frau haben wieder mehr Zeit zusammen und genießen den neuen Lebensabschnitt. Neue Hobbys, Zweisamkeit und die zurückerlangte Kontrolle sorgen für eine neue Lebensqualität. Zurück zu den Eltern bedeutet einen tiefen Einschnitt in diese Lebenswirklichkeit. Und die Eltern sorgen sich um das Leben ihrer Kinder – alles andere rückt in den Hintergrund.

Wie kann das Zusammenleben klappen?

Da der erneute Einzug bei den Eltern nicht die langjährige Beziehung zerstören soll, bedarf es einer positiven Eltern-Kind-Beziehung. Akzeptanz für das Gegenüber und Freiraum im Alltag können helfen, die Rollen im Haushalt zu definieren und das Zusammenleben zu optimieren. Wer macht den Abwasch? Wer ist für den Haushalt zuständig? Welche Rechte und Pflichten prägen die neue Eltern-Kind-Beziehung? Eltern müssen in dieser Phase besonders aufpassen und die neue Selbstständigkeit der Kinder berücksichtigen. Eine Beziehung auf Augenhöhe kann Probleme vermeiden und das temporäre Zusammenleben ermöglichen, bis sich das Leben wieder normalisiert.

Zurück zu den Eltern: eine Win-win-Situation

Nicht immer muss der erneute Einzug bei den Eltern eine Belastung für die zwischenmenschliche Beziehung sein. Beide Seiten können von der veränderten Lebenssituation profitieren. Die Kinder übernehmen alltägliche Aufgaben und die Eltern werden entlastet. Zudem finden Eltern und Kinder wieder zusammen – die gemeinsame Zeit wertzuschätzen, ist die Aufgabe aller Familienmitglieder. Dann steht einem harmonischen Zusammenleben nichts mehr im Weg.