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Kann Schulsport demütigend sein?

Der Sportunterricht steht bevor. Die Hände werden schwitzig. Ich werde nervös. Denn viele meiner Klassenkameraden sind sportlicher als ich. Ich habe Angst. Angst, mich wieder zu blamieren. Mit Bauchschmerzen sitze ich im Unterricht und wünsche mir, dass der Sportunterricht ausfällt.

Nicht wenigen Kindern geht es wie dargestellt. Denn die sportlichen Fähigkeiten unterscheiden sich mitunter deutlich. Leistungsdruck beginnt schon in der Schule. Für viele Schüler ist Sportlichkeit immer noch ein Ideal. Wer diesem nicht entspricht, hat es in der Schule nicht leicht.

Angst vor dem Sportunterricht

Sportunterricht in der Schule – das klingt für viele Menschen nach Spiel, Spaß und ein wenig Erholung von den geistig anstrengenden Fächern. Doch für viele Schüler ist der Sportunterricht ein Ort der Furcht. Diese fürchten sich vor dem Schwimmunterricht, bestimmten Sportarten oder sogar übermäßig ehrgeizigen Lehrern. Dann wird ein ganzes Schulfach schnell zum Grauen. Unsportliche Kinder haben es nicht leicht. Wer Schwächen im schulischen Sportunterricht hat, bekommt diese schnell vorgehalten.

Gefahren lauern in der Schule

Zugleich ist der Schulsport nicht nur eine Gefahr für die kindliche Psyche. Denn auch körperliche Gefahren lauern im Schulfach Sport. Allein im Jahr 2020 gab es über 200.000 Unfälle mit Verletzungsfolgen in den deutschen Schulen. Ein Drittel aller Schulunfälle findet also im Schulsport statt. Da ist es doch kein Wunder, dass viele Kinder dem Schulfach Sport zumindest mit einer gewissen Skepsis begegnen.

Mobbing, soweit das Auge reicht

Wer in der Schule unter Mobbing leidet, macht nicht selten negative Erfahrungen, die ihn bis ins fortgeschrittene Alter prägen. Dabei können die Erfahrungen gänzlich unterschiedlich sein. Lehrer beleidigen Kinder gewollt oder unbewusst. Andere Kinder unterstützen nur die sportlichen Klassenkameraden. Wer nicht mithalten kann, bleibt auf der Strecke. Zuletzt geriet das Spiel „Völkerball“ in Kritik. Kanadische Forscher sahen hier legalisierte Unterdrückung, die sogar noch gefördert wird. Rund ein Viertel der Schüler gaben in der Vergangenheit an, schon verbale Mobbingattacken erlebt zu haben.

Wer motorisch nicht auf dem Leistungsstand der restlichen Klasse ist, gilt als besonders gefährdet. Der Druck führt wiederum zu häufigeren Verletzungen – ein nicht endender Teufelskreis, der die Lust am Schulfach Sport nimmt. Zwar sind langfristige Auswirkungen nicht empirisch belegt. Positiv dürften sich Mobbingattacken jedoch nicht auf die Individuelle Entwicklung auswirken.

Von überforderten Lehrern

Viele Lehrer agieren nicht, sondern reagieren nur. Im Studium werden die Lehrer kaum vorbereitet, um den Widrigkeiten im Schulsport zu begegnen. Häufig sind die Lehrer überfordert, auf alle Schüler gleichzeitig einzugehen. Schließlich ist dies bei 30 Schülern nicht immer leicht. Resignation ist an der Tagesordnung. Dazu kommt noch, dass nicht für jeden Lehrer der Beruf auch wirklich eine Berufung ist. In der sportpädagogischen Lehre liegt der Fokus immer noch auf Leistungsidealen. Schüler müssen schneller rennen, höher springen und weiter werfen. Doch individuelle Besonderheiten werden hier nicht berücksichtigt. Denn auch kleine Fortschritte sollten honoriert werden.

Sportunterricht neu denken!

Dass Sport in der Schule teils wenig beliebt ist, sollte den Lehrern zu denken geben. Schüler lernen häufig nur, dass Bewegung dem Gewinnen dient. Wenn es jedoch schon im jungen Alter um unbedingte Leistung geht, kommen Individuen zu kurz. Denn die unterschiedlichen Voraussetzungen machen es sportlich schwächeren Schülern schwer mitzuhalten. Dies führt dann mitunter nicht nur zu Mobbing im Sportunterricht, sondern wirkt sich auch auf den sonstigen Schulalltag oder sogar das weitere Leben aus. Den Sportunterricht neu zu denken, müsste die Aufgabe der Schulen und Lehrer sein. Wer immer auf der Verliererseite ist, verliert schon bald seine Motivation. Folglich sollten Lehrer mehr als Motivator fungieren, damit sich schon bald alle Schüler wieder auf den Sportunterricht freuen. Schließlich ist Sport für die Entwicklung und Gesundheit der Kinder von enormer Bedeutung.