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Wenn Fürsorge über den Moment hinausgeht

Als wir geheiratet haben, fühlte sich alles richtig an – wir planten unser gemeinsames Leben, sprachen über Reisen, vielleicht ein Haus, irgendwann Kinder. Finanzen? Die schienen mit der Unterschrift auf dem Standesamt geregelt. Bis wir unsere erste Steuererklärung machten. Plötzlich tauchten Fragen auf: Welche Steuerklassenkombination ist sinnvoll? Müssen wir Versicherungen zusammenlegen oder lieber getrennt lassen? Und was passiert eigentlich, wenn einer von uns etwas passiert?

Ich dachte immer, mit der Hochzeit sei alles geregelt – Liebe, Sicherheit, gemeinsame Zukunft. Doch irgendwann merkte ich: Der Trauschein ändert erstaunlich wenig, wenn es ums Geld und um Vorsorge geht. Steuerklassen, Erbrecht, Versicherungen – vieles bleibt komplizierter, als man glaubt. Welche Chancen und Stolperfallen Paare kennen sollten, wenn sie „Ja“ sagen – und wie man Liebe auch finanziell absichert. Viele Paare glauben, mit der Hochzeit sei alles geregelt – Liebe, Alltag, Finanzen. Doch der Trauschein verändert weniger, als man denkt: Steuerliche Vorteile greifen nicht automatisch, Vorsorge- und Erbregelungen bleiben oft unberührt, und selbst bei Versicherungen gibt es Fallstricke. Wer rechtzeitig hinschaut, kann nicht nur Geld sparen, sondern seine Partnerschaft auch finanziell auf ein stabiles Fundament stellen.

Was sich (nicht) automatisch ändert

Nur wer seinen Namen ändert, muss Behörden und Vertragspartner informieren. An Konten, Depots, Versicherungen oder der Steuererklärung ändert sich dagegen zunächst wenig. Der Ehepartner erhält durch die Heirat keinen automatischen Zugriff auf Konten oder Vermögen. Finanzexpertinnen empfehlen daher das Drei-Konten-Modell: Jeder behält sein eigenes Konto und beide führen zusätzlich ein gemeinsames Konto für laufende Ausgaben. Wichtig: Regelmäßige Einzahlungen vermeiden spätere steuerliche Diskussionen – hohe Einmalbeträge können nämlich als Schenkung gewertet werden.

Schenken, Erben, Absichern

Verheiratete genießen deutliche Steuerfreibeträge: Während unverheiratete Paare nur bis 20.000 Euro steuerfrei schenken dürfen, liegt der Freibetrag bei Ehepaaren bei 500.000 Euro. Auch beim Erben hat der Trauschein Vorteile. Das Familienheim kann steuerfrei vererbt werden, und der überlebende Ehepartner hat ein gesetzliches Erbrecht – unverheiratete Partner dagegen gehen leer aus, wenn kein Testament existiert. Zudem besteht nur in der Ehe Anspruch auf Hinterbliebenenrente – ein entscheidender Faktor bei der finanziellen Absicherung.

Vorsorge statt Vertrauen

Seit der Corona-Pandemie haben Ehegatten ein befristetes Notfallvertretungsrecht für medizinische Entscheidungen – aber nur für sechs Monate. Eine Patientenverfügung oder Vorsorgevollmacht bleibt daher weiterhin unverzichtbar. Wer glaubt, die Eheschließung regele diese Themen automatisch, irrt – hier ist Eigeninitiative gefragt.

Steuerklassen & Splitting-Vorteile

Mit der Hochzeit wechseln beide Partner automatisch in Steuerklasse IV. Wer vom Ehegattensplitting profitieren will, beantragt die Kombination III/V – sinnvoll vor allem bei großen Einkommensunterschieden. Für Paare mit ähnlichen Gehältern bleibt IV/IV meist die bessere Wahl. Die Regelung steht politisch in der Kritik und soll bis 2030 schrittweise abgeschafft werden. Bis dahin lohnt es sich, jährlich zu prüfen, welche Variante finanziell am besten passt.

Auch beim Sparerpauschbetrag lässt sich gestalten: Ehepaare können den Freibetrag von 2.000 Euro flexibel aufteilen, um Kapitalerträge steuerlich optimal zu nutzen.

Schulden, Versicherungen & Sicherheit

Schulden bleiben – wie Vermögen – individuell. Wer mit Schulden in die Ehe startet, verpflichtet den Partner nicht automatisch mit. Nur bei gemeinsamen Krediten oder Bürgschaften haftet man gemeinsam.

Die Hochzeit ist ein guter Anlass, alle Versicherungen zu prüfen: Oft lassen sich Haushalts-, Haftpflicht- oder Rechtsschutzpolicen zu günstigeren Familientarifen zusammenlegen. Wichtig ist auch, Begünstigte in Lebens- oder Unfallversicherungen zu aktualisieren – damit im Ernstfall die richtige Person abgesichert ist.

Für Paare mit Immobilien oder Krediten empfiehlt sich zudem eine Risikolebensversicherung, die den Gehaltsverlust im Todesfall abfedert. Besonders bei Familien oder hohen Darlehen kann sie existenziell wichtig sein.

Rente, Riester & Krankenversicherung

Selbständige profitieren von der Ehe doppelt: Ist der Partner angestellt, kann der andere über ihn mittelbar riestern. Auch die Familienversicherung in der gesetzlichen Krankenkasse kann eine erhebliche finanzielle Entlastung bringen – etwa wenn ein Partner nicht berufstätig ist oder in Rente geht.

Ehevertrag & gemeinsame Finanzplanung

Ein Ehevertrag ist längst kein Tabuthema mehr. Bei ungleichen Vermögen, Unternehmensbeteiligungen oder langen Familienzeiten schafft er Klarheit und schützt beide Seiten. Wichtig ist, ihn regelmäßig zu prüfen und an veränderte Lebenssituationen anzupassen – auch rückwirkend ist das möglich.

Wer auf Augenhöhe wirtschaften möchte, sollte zu Beginn der Ehe einen gemeinsamen Finanzstatus erstellen, Versicherungen überprüfen und Vorsorgemaßnahmen festlegen. So behalten beide den Überblick und können Entscheidungen gemeinsam treffen.

 

Fazit: Liebe ist kein Finanzplan – aber sie braucht einen

„Drum prüfe, wer sich ewig bindet“ – das gilt heute mehr denn je auch für die Finanzen. Der Trauschein bringt keine automatische Sicherheit, aber viele Möglichkeiten, sie selbst zu gestalten. Wer offen über Geld spricht, Verantwortung teilt und vorsorgt, schafft die beste Basis für eine stabile und faire Partnerschaft – in guten wie in schwierigen Zeiten.