
Naschen erlaubt: Wie Familien Zucker locker in den Griff bekommen
Ganz oder gar nicht? Viele Eltern greifen zur radikalen Zuckerkur und verbannen jede Gummibärchenpackung aus dem Haus. Doch eine Ernährungswissenschaftlerin sagt: Entwarnung! Komplett zuckerfrei muss gar nicht sein – wichtiger ist, wie viel (und wie oft) genascht wird. Warum ein bisschen Zucker keine Kindheit ruiniert und worauf Eltern stattdessen achten sollten.
Zucker? Nur die Ruhe – der macht aus Kindern keine kleinen Monster
Wie schlimm ist Zucker wirklich für Kinder? Die kurze Antwort: Nicht so schlimm, wie sein Ruf. Eine Ernährungswissenschaftlerin vom Forschungsdepartment Kinderernährung in Bochum bringt’s auf den Punkt: Zucker ist nicht der Bösewicht mit der Zuckertüte. Entscheidend ist die Dosis – und der entspannte Umgang damit. Denn mal ehrlich: Wer will schon eine Kindheit ganz ohne Kuchen, Eis und Geburtstagskekse? Statt Zucker komplett zu verbannen (und heimliche Naschkatzen zu züchten), wäre es sinnvoller, Kindern und Eltern zu zeigen: Auch Zucker hat seinen Platz – wenn auch nicht täglich in Buffetform. Weniger Panik, mehr Augenmaß. Dann klappt’s auch mit dem Nachtisch – ganz ohne schlechtes Gewissen.
Zuckerfrei mit Kindern? Viel Glück – und eine Lupe!
Man muss kein Fan des aktuellen „Zuckerfrei-ist-das-neue-Yoga“-Trends sein. Ja, es gibt mittlerweile sogar zuckerfreie Kitas! Doch wer schon mal versucht hat, mit Kindern komplett zuckerfrei zu leben, weiß: Das ist so alltagstauglich wie weiße Sofas im Familienhaushalt.
Zucker steckt nämlich überall. Nicht nur in Schokolade oder Gummibärchen, sondern auch in Lebensmitteln, bei denen man es gar nicht vermutet – hallo, Möhrchen! Wer „zuckerfrei“ ernst meint, muss Zucker schon sehr genau definieren. Vielleicht „saccharosefrei“, also ohne klassischen Haushaltszucker? Klingt wissenschaftlich, funktioniert theoretisch – bedeutet aber auch: kein Eis, kein Keks, kein Spaß.
Wirklich sinnvoller wäre es, einfach an den großen Zuckerbomben zu drehen: Gesüßte Getränke zum Beispiel. Die bringen ordentlich Süße – und sind dabei völlig unnötig. Also lieber Wasser statt Cola, und der Nachtisch darf dann ruhig auch mal süß sein. Denn am Ende gilt: Entspannung schlägt Dogma. Auch beim Zucker.
Warum Kinder Süßes lieben – und was wirklich problematisch ist
Zucker ist nicht per se das Böse in Streuselform – aber es gibt eine Zuckerquelle, bei der sogar die Wissenschaft mahnend den Finger hebt: gesüßte Getränke. Studien, besonders aus den USA, zeigen, dass Softdrinks und Co. bei Kindern das Risiko für Übergewicht deutlich erhöhen. Kein Wunder – die Dinger trinken sich weg wie nichts, liefern aber Zucker, als wären sie flüssige Bonbons. Und weil Flüssiges nicht so satt macht wie Festes, merkt man gar nicht, wie viel man eigentlich konsumiert. Ein echter Trickser, dieser Cola-Becher.
Besonders fies: Wer schon im Säuglingsalter an süße Getränke gewöhnt wird, bleibt ihnen oft treu – so wie andere dem Schnuller oder dem Kuscheltier. Einmal Limo-Liebe, immer Limo-Liebe.
Aber warum stehen Kinder eigentlich so sehr auf süß? Ganz einfach: Es liegt in ihren Genen. Schon Neugeborene ziehen beim Geschmackstest lieber den süßen Tropfen der bitteren Brühe vor – das sieht man direkt an ihrem zufriedenen Gesichtsausdruck. Und unsere Vorfahren? Die haben sich auch lieber an süße Früchte gehalten, weil die seltener giftig waren. Zucker war damals Überlebenshilfe – heute ist er halt eher Nachtisch. Kinder lieben Süßes nicht, weil sie uns ärgern wollen. Es ist biologisch so vorgesehen. Deshalb macht es auch keinen Sinn, Zucker komplett zu verbannen. Stattdessen lieber Maß halten – und vor allem die süßen Schlückchen im Blick behalten. Denn ein Eis macht noch kein Zuckerkind. Eine tägliche Apfelschorlenflut schon eher.
Keine Panik vor Gummibärchen – warum Eltern entspannter essen (lassen) sollten
Müssen Eltern jetzt Gummibärchen verbieten, das Schokoeis verstecken und heimlich naschen, wenn die Kinder schlafen? Ganz klar: Nein. Verbote bringen nämlich – außer Frust – herzlich wenig. Wer schon mal versucht hat, Brokkoli als „Superhelden-Gemüse“ zu verkaufen, weiß: Je mehr man es anpreist, desto misstrauischer wird der Nachwuchs.
Kinder essen nicht, weil es „später mal gesund“ ist. Sie leben im Hier und Jetzt – und da schmeckt Eis einfach besser als Rohkoststicks. Druck und Dogmen rund ums Essen machen die Sache meist nur schlimmer.
Wie’s besser geht? Ganz einfach: Eltern müssen nicht den perfekten Speiseplan auswendig lernen – sie dürfen einfach mit gutem Beispiel vorangehen. Wer selbst mit Genuss und Gelassenheit isst, pflanzt mehr als nur Karotten in die Kindheitserinnerung. Gemeinsam essen, Spaß haben, kein Drama ums Dessert – das ist Erziehung durch den Magen.
Und was sollte idealerweise auf den Teller?
Keine Raketenwissenschaft, sondern die sogenannte „Optimierte Mischkost“:
- Reichlich trinken – am besten Wasser oder ungesüßten Tee
- Pflanzlich satt – also Obst, Gemüse, Vollkorn & Co.
- Tierisch in Maßen – Milch, Fleisch, Fisch: alles okay, aber nicht jeden Tag
- Fett & Zucker? Dürfen mitspielen – aber bitte in der Nebenrolle, nicht als Hauptdarsteller.
Fazit: Wer mit Gelassenheit, Gabel und gutem Vorbild vorangeht, gibt seinen Kindern das Wichtigste mit – nicht den Zuckerverzicht, sondern den Genuss mit Maß.
Zucker? Ja, aber mit Maßband statt Verbotsschild
Ganz praktisch gefragt: Was heißt eigentlich „sparsam“ beim Zuckerkonsum?
Keine Sorge – niemand verlangt, dass Eltern zur menschlichen Nährwerttabelle mutieren. Sparsam heißt zum Beispiel: Für ein vier- bis sechsjähriges Kind sind zwei Riegel Schokolade am Tag völlig im Rahmen. Oder ein bisschen Schokocreme aufs Frühstücksbrot. Oder ein Glas Limo am Nachmittag – und nein, nicht alles auf einmal, auch wenn das Kind das anders sieht. Denn klar: Einmal auf den Geschmack gekommen, wollen viele Kinder mehr. Viel mehr. Da hilft kein Diskutieren – da hilft nur Vorleben. Wer selbst ständig mit der Gummibärchentüte raschelt, muss sich nicht wundern, wenn der Nachwuchs zur Naschkatze wird.
Und was macht Zucker sonst so mit unseren Kleinen?
Abgesehen von Karies und der ein oder anderen Speckrolle? Oft liest man, Zucker mache Kinder hyperaktiv – kleine Duracell-Hasen auf Zuckerschock sozusagen. Manche gehen sogar weiter und verbinden hohen Zuckerkonsum mit ADHS.
Aber hier mal Butter bei die Traubenzucker: Wissenschaftlich belegt ist das nicht.
Zucker – vor allem Glucose – ist schlicht Energie. Je nach Form (Vollkornbrot = langsamer, Weißbrot = schneller) landet sie gemächlicher oder rasant im Blut. Aber: Es gibt nicht den einen „bösen“ Zucker. Kein Schwarz-Weiß, kein Zuckerschurke mit Umhang. Nur verschiedene Formen, die unterschiedlich schnell wirken.
Zucker ist kein Monster unter dem Esstisch. Er ist wie ein guter Zaubertrank – in der richtigen Dosis völlig okay. Eltern dürfen also ruhig mal entspannen: Ein Schokoriegel ruiniert keine Kindheit. Aber eine ständige Panik vor Süßem schon eher das Familienessen.
Weißbrot, Vollkorn & die Sache mit dem schnellen Hunger
Weißbrot – fluffig, weich, beliebt bei Kindern und… macht schnell wieder hungrig. Warum? Ganz einfach: Der enthaltene Zucker, also Glucose, ist wie ein Sprinter – er geht blitzschnell ins Blut und liefert fix Energie. Klingt erst mal gut, oder? Blöd nur, dass der Körper diese schnelle Energie auch genauso zügig wieder verarbeitet – und dann prompt Nachschub verlangt. Hallo, zweites Frühstück!
Im Gegensatz dazu ist Vollkorn eher der Langstreckenläufer: Die Glucose steckt dort in Stärke, also in langen Kohlenhydratketten, die sich Zeit lassen. Der Magen bleibt länger beschäftigt, die Energie tröpfelt gemächlich ins Blut – und das Sättigungsgefühl hält länger. Ideal, wenn man nicht möchte, dass das Kind zehn Minuten nach dem Frühstück schon wieder hungrig auf den Tisch klettert.
Und nein, das alles hat nichts mit Hyperaktivität zu tun. Zucker macht nicht wild – er macht wach. Und das ist ein Unterschied. Dass Kinder nach einem Stück Kuchen durch den Garten toben, liegt meistens eher an der kindlichen Lebensfreude als am Glukosegehalt des Teigs.
Was steckt überhaupt hinter dem Begriff „Zucker“? Chemisch gesehen ist Zucker ein Teil der großen Kohlenhydratfamilie. Es gibt die kurzen Typen – wie Haushaltszucker (Saccharose) oder Milchzucker – und die Langstreckenläufer, die wir Stärke nennen. Während Saccharose aus Glucose und Fructose besteht (unser allseits bekannter Kristallzucker), versteckt sich Stärke z. B. in Brot, Nudeln oder Haferflocken.
Also: Wer beim Frühstück auf Vollkorn statt Weißbrot setzt, muss weniger Zwischenmahlzeiten einplanen – und hat vielleicht fünf Minuten länger Ruhe, bevor wieder nach einem Snack gefragt wird.
Zu den bekannten Zuckerarten zählen Fruchtzucker (Fructose), Traubenzucker (Glucose) und Milchzucker (Lactose).
Traubenzucker hat eine geringere Süßkraft als Haushaltszucker, wird meist aus Kartoffel- oder Maisstärke gewonnen und ist z. B. in Honig enthalten – oder in Form von Dextrosetabletten bekannt.
Fruchtzucker ist süßer als Haushaltszucker, kommt natürlich in Früchten und Honig vor und wird industriell aus Saccharose oder Stärke hergestellt.
Milchzucker hat nur etwa 30 % der Süßkraft von Haushaltszucker, besteht aus Glucose und Galactose und steckt in Milchprodukten sowie Muttermilch.
Weniger Zucker – mehr Verwirrung? Ein kleiner Decoder fürs Etiketten-Dschungelcamp
Du stehst im Supermarkt, drehst die Müslipackung um, liest „zuckerarm“ und denkst: Super, gekauft! Doch halt! Was heißt das eigentlich? Und was ist der Unterschied zu „zuckerfrei“, „ohne Zuckerzusatz“ oder „ungesüßt“? Willkommen im süßen Etiketten-Wirrwarr – wir bringen Licht ins Zuckerregal!
Fangen wir vorne an – bei der Verpackung. Der Zuckergehalt wird dir gleich zweimal verraten:
- In der Nährwerttabelle – dort steht, wie viel Zucker insgesamt drin ist, egal ob natürlich (z. B. aus Obst) oder extra hinzugefügt.
- In der Zutatenliste – da wird’s genauer. Da taucht Zucker unter Tarnnamen wie Saccharose, Fructose oder Glucose-Fructose-Sirup Und Achtung: Je weiter vorn eine Zutat steht, desto mehr steckt davon im Produkt. Wenn Zucker also direkt hinter „Wasser“ auftaucht – na dann, guten Appetit!
Und was bedeuten die Zucker-Versprechen auf der Verpackung nun wirklich?
- „Zuckerarm“ heißt: maximal 5 g Zucker pro 100 g (bzw. 2,5 g pro 100 ml bei Getränken). Klingt okay – ist aber kein Freifahrtschein für die ganze Packung.
- „Zuckerfrei“ bedeutet: Es dürfen bis zu 0,5 g Zucker pro 100 g drin sein. Also: „fast zuckerfrei“ wäre ehrlicher, aber weniger werbewirksam.
- „Ohne Zuckerzusatz“ meint: Es wurde kein extra Zucker reingekippt. Aber Achtung – der natürliche Zucker aus Früchten o. Ä. zählt trotzdem!
- „Ungesüßt“ ist der strengste Kandidat: Kein Zucker, kein Honig, keine Süßstoffe – nada. Da ist wirklich nichts Süßes drin, weder offensichtlich noch im Verborgenen.
Fazit:
„Weniger Zucker“ ist nicht gleich „gesund“, und „zuckerfrei“ ist nicht automatisch „ohne Süße“. Wer genau wissen will, was drin ist, muss Verpackungsdetektiv spielen – oder auf Nummer sicher gehen: Selbst kochen, mit Maß genießen und sich vom Etiketten-Zuckerschleier nicht einlullen lassen.











