© iStock/sengchoy

Prüfungsangst? Wie Künstliche Intelligenz unterstützen kann

Nur wenige Menschen bleiben von Prüfungsangst verschont. Im schlimmsten Fall kann sich die Angst in Panikattacken äußern – begleitet von dem Gefühl, der Situation völlig ausgeliefert zu sein. Ich weiß noch, wie sich Prüfungsangst anfühlt – dieses Herzklopfen, die schlaflosen Nächte, der Gedanke: „Ich schaff das nie!“ Heute gibt’s digitale Helfer, die genau da ansetzen. Künstliche Intelligenz kann längst mehr, als nur Fakten abfragen: Sie coacht, erklärt, motiviert – und manchmal beruhigt sie sogar. Ob als Chatbot, der durch die Lernphase führt, als KI-Tutor, der komplexe Themen verständlich macht, oder als Lernzettel zum Anhören – die neuen Tools versprechen Unterstützung für alle, die kurz vor der Prüfung den Kopf verlieren. Ein Überblick, wie KI tatsächlich helfen kann, ruhiger zu lernen – und sicherer zu bestehen.

Sofort-Hilfe im Chat – Mutmacher für Ängstliche

Wenn die Prüfungszeit ansteht, wächst bei vielen der Druck – und manchmal hilft es schon, einfach darüber zu sprechen. Genau hier setzt ein spannendes Projekt der TH Köln an: Ein Coaching-Chatbot begleitet Studierende durch stressige Phasen und hilft, mit Prüfungsangst besser umzugehen. Der sogenannte Studi-Coach-Bot ist kostenlos, anonym und rund um die Uhr erreichbar – ein digitales Sofort-Coaching, das unterstützt, eigene Strategien gegen Angst und Unsicherheit zu entwickeln.

Im Chat können Studierende offen über ihre Sorgen schreiben, über Auslöser sprechen und erhalten konkrete Tipps, wie sie ihre Gedanken sortieren oder Lernstress besser bewältigen. Der Bot ersetzt natürlich keine Therapie, aber er kann ein erster, niedrigschwelliger Schritt sein – besonders für all jene, denen der Gang zur Studienberatung schwerfällt. Viele empfinden den Chat mit einer KI als unvoreingenommen und dadurch einfacher.

Wie wichtig solche Angebote sind, zeigt eine Umfrage der Internationalen Hochschule: Fast 86 Prozent der Menschen, die unter Prüfungsangst leiden, suchen sich keine Hilfe – meist aus Scham. Dabei haben laut Studie fast neun von zehn Befragten schon einmal solche Angst erlebt.

Neben dem kostenlosen Studi-Coach-Bot gibt es auch kostenpflichtige Apps wie Wysa oder Youper, die nach ähnlichem Prinzip arbeiten. Sie setzen auf „interaktive kognitive Verhaltenstherapie“ und unterstützen beim Erkennen negativer Denkmuster. Die KI hilft dabei, einen Lernplan zu erstellen, Pausen einzuplanen und das Selbstvertrauen zu stärken – quasi ein digitaler Coach in der Hosentasche. Beide Apps sind eine Woche lang kostenlos testbar, danach kostet die Nutzung zwischen 60 und 85 Euro pro Jahr.

Ein kleiner Schritt im Chat – und oft ein großer in Richtung Gelassenheit.

Lernplan statt Panik – Struktur bringt Ruhe ins Chaos

Wenn der Prüfungsstress wächst, liegt das oft gar nicht am Stoff selbst – sondern daran, dass man den Überblick verliert. Ein klarer Plan kann hier Wunder wirken. Psychotherapeutinnen und Lerncoaches raten dazu, die Prüfungsphase mit einem strukturierten Lernplan zu gestalten: feste Zeiten, klare Themen, kleine Etappenziele. Klingt vernünftig – und dank moderner KI-Tools lässt sich das heute sogar ganz leicht umsetzen.

Ob ChatGPT oder andere generative KI-Anwendungen: Sie können beim Erstellen eines individuellen Lernplans unterstützen, Inhalte zusammenfassen oder sogar kleine Quizze mit möglichen Prüfungsfragen generieren. Wer mag, nutzt die KI als persönlichen Lernpartner, der hilft, den roten Faden zu behalten – ganz ohne Druck, dafür mit System.

Auch praktische Helfer wie Notion oder Flashka bringen Ordnung ins Lernchaos. Während Notion Termine, Notizen und To-do-Listen elegant bündelt, verwandelt Flashka PDFs in digitale Karteikarten und Tests. Viele dieser Tools gibt es kostenlos, bei Bedarf mit erweiterten Premiumfunktionen.

KI kann in der Prüfungsphase enorm entlasten, indem sie Struktur schafft und den Überblick erleichtert. Doch: Lernen bleibt eine Eigenleistung – nur wer sich selbst mit dem Stoff auseinandersetzt, verankert das Wissen wirklich.

Oder anders gesagt: Die KI kann den Plan liefern – aber laufen musst du selbst.

Lernzettel to go – Wissen hören statt aufschieben

Wer beim Lernen lieber aktiv bleibt, statt stundenlang über Büchern zu brüten, kann jetzt clever multitasken: Dank moderner KI-Tools wird der Lernstoff einfach hörbar. Die App Speechify verwandelt Texte in gesprochenes Wort – mit einer Stimme, die erstaunlich natürlich klingt. So lassen sich Lernzettel ganz bequem beim Kochen, Spazierengehen oder Sport anhören – fast wie ein persönlicher Lernpodcast. In der Premium-Version (rund 26 Euro im Monat) kann man sich den Stoff sogar von Promi-Stimmen wie Snoop Dogg oder Gwyneth Paltrow vorlesen lassen. Motivation inklusive!

Für alle, die sich lieber mit Klängen in den Lernmodus bringen, bietet Endel eine spannende Alternative: Die App erzeugt mithilfe von KI individuelle Soundwelten, die Konzentration oder Entspannung fördern – je nachdem, was gerade gebraucht wird. Sogar Herzfrequenz und Ruhepuls fließen in die Berechnung der Klangdynamik ein. So entsteht ein akustischer Lernraum, der hilft, fokussiert und ruhig zu bleiben.

Mit weniger als 18 Euro im Jahr ist die Endel-Premium-Version eine günstige Möglichkeit, die eigene Lernatmosphäre aktiv zu gestalten – ganz gleich, ob man auditiv lernt oder einfach den Kopf frei bekommen möchte.

Fazit: Statt weiter aufzuschieben – einfach auf „Play“ drücken.

Achtsamkeit auf Abruf – kleine Pausen, große Wirkung

Wenn der Kopf raucht und der Puls schneller schlägt, kann eine kurze Auszeit Wunder wirken. Meditations-Apps schaffen genau das: kleine Inseln der Ruhe mitten im Lernstress. Die App Calm bietet neben klassischen Meditationen auch Stimmungschecks, Schlaferinnerungen und geführte Dehnübungen – perfekt, um zwischendurch durchzuatmen. Headspace geht mit seinem KI-Chatbot Ebb noch einen Schritt weiter: Er empfiehlt individuell passende Meditationen – je nach Stimmung, Tagesform und Bedarf. Beide Apps sind kostenlos downloadbar; wer den vollen Funktionsumfang nutzen möchte, zahlt etwa 40 bis 60 Euro im Jahr.

Gerade Studierende profitieren oft von günstigen Sondertarifen: Bei Headspace gibt es für weniger als zehn Euro im Jahr Zugang zu Achtsamkeitsübungen rund um Schlaf, Lernen und Bewegung. 7Mind wiederum bietet ein Jahr lang kostenlose geführte Meditationen speziell für Studierende – darunter praktische Formate wie „SOS-Übungen vor der Klausur“ oder „Meditationen gegen Prokrastination“.

Solche Tools können helfen, Stresslevel zu senken und Fokus zurückzugewinnen – vorausgesetzt, die Belastung bleibt im normalen Rahmen. Für gesunde Studierende mit etwas Prüfungsstress sind diese Apps ideal, sagen Expertinnen. Wenn jedoch ernsthafte psychische Beschwerden hinzukommen, ist professionelle Unterstützung durch Therapeutinnen oder Berater der richtige Weg.

Kurz gesagt: Achtsamkeit lässt sich trainieren – manchmal reicht schon ein einziger bewusster Atemzug.

Kostenfreie Hilfe mit Rezept – digitale Unterstützung fürs Wohlbefinden

Nicht alles, was gut tut, muss Geld kosten: Einige Gesundheits-Apps können Studierende sogar kostenlos nutzen – wenn sie vom Arzt verschrieben werden. Voraussetzung ist, dass die Anwendung offiziell als „Digitale Gesundheitsanwendung“ (DiGA) zugelassen ist. Das bedeutet: Sie wurde geprüft, erfüllt hohe Datenschutzstandards und wird von den Krankenkassen anerkannt.

Ein Beispiel ist Invirto: Die App setzt auf Virtual Reality, um Menschen mit Angststörungen zu unterstützen. Mit einer VR-Brille können Nutzer Schritt für Schritt lernen, angstauslösende Situationen – etwa eine Prüfungssituation im Hörsaal – besser zu bewältigen. Auch das Programm HelloBetter ist als digitale Gesundheitsleistung verfügbar. Es vermittelt Wissen und Strategien aus der kognitiven Verhaltenstherapie und hilft bei Schlaf- oder Panikstörungen – flexibel über Smartphone oder Laptop.

Solche digitalen Angebote können wertvolle Begleiter sein, wenn der Stress überhandnimmt oder Ängste blockieren. Wichtig bleibt aber, den eigenen Umgang mit Daten im Blick zu behalten und digitale Hilfe mit bewusster Selbstfürsorge zu kombinieren.

Entscheidend ist die Balance – zu wenig Anspannung führt zu Aufschieberitis, zu viel Stress zu Überforderung. Also lieber rechtzeitig Pausen einplanen und sich selbst ab und zu digital off nehmen – das gehört genauso zur Prüfungsvorbereitung wie der Lernplan selbst.