babyueberwachung-der-wunsch-nach-sicherheit
© olesiabilkei/iStock.com

Babyüberwachung – Der Wunsch nach Sicherheit

 

Nach der Geburt meines ersten Kindes habe ich mich ständig gefragt, ob ich alles richtig mache. Natürlich gibt es hier unendlich viele Bücher  und Online Beiträge zum Thema. Allein unter dem Suchbegriff „Ratgeber für Mütter“ findet man allein bei Amazon mehr als 4.000 Treffer. Doch wer soll das alles lesen, während wir als frischgebackene Mama zwischen Wickeln & Stillen und den schlaflosen Nächten mit Kolikbaby erschöpft und müde auf der Couch einschlafen?

Besonders der Gedanke an den sogenannten ‚Plötzlichen Kindstod‘ trieb mir die Schweißperlen auf die Stirn. Noch in der Klinik wurde ich dazu beraten und man drückte mir einen Informationsflyer in die Hand. Hätte ich damals einen im Strampler eingebauter Intel-Minicomputer gehabt, der die Atmung, Bewegungsaktivität und Hauttemperatur meines Kindes misst und sofort Alarm schlägt bei Unregelmäßigkeiten, wäre ich beruhigter gewesen?

Ganz ehrlich, ich glaube, so ein Gerät hätte meinen Stress noch mehr erhöht. Was ist, wenn das Gerät nicht korrekt misst oder verrutscht, abfällt oder wegen einer Panne einen Fehlalarm auslöst, weil sich das Baby bewegt? Ja, und auch Stille kann Angst auslösen. Woher will man wissen, dass das Gerät tadellos arbeitet, wenn es nicht trötet?

Liegt es auf dem Bauch? Atmet es? Ist die Windel voll? Sauerstoffsättigung, Puls und Herzschlag? Neue Geräte versprechen den Eltern – selbst wenn ihr nicht in der Nähe seid – wir passen auf. Sie sollen die volle Kontrolle des Säuglings ermöglichen. Es ist ein Geschäft mit den Ängsten der Eltern. Egal welches Problem, es gibt eine technische Lösung im Zeitalter der Digitalisierung.

 

Vermessene Kindheit

Vorreiter war vor einigen Jahren die Sensormatte, die unter die Matratze gelegt wird und Alarm schlägt, sobald das Kleine sich eine Weile lang nicht bewegt hat oder zu langsam atmet.

 

Überwachung per Clip, Bändchen oder Socke

Inzwischen gibt es Mini-Monitore, die per Clip an der Windel befestigt werden und bei einer längeren Bewegungspause vibrieren, um den Säugling zu wecken. Die Eltern werden derweil via Warnton alarmiert. Noch komfortabler präsentieren sich Söckchen oder Fußbändchen, die das Baby direkt am Körper trägt. Sie haben eine integrierter Überwachungsfunktion, die Daten wie Körpertemperatur, Herz- und Atemfrequenz und Sauerstoffsättigung aufzeichnet und und die Werte per App ans elterliche Smartphone sendet.

Eine LED an der Baby Trinkflaschenhalterung überwacht mich und signalisiert, ob der Winkel stimmt, sodass nur Milch und keine Luft durch den Nuckel fließt. Auch die Milchklumpenerkennung ist integriert und warnt, bevor das Baby schreit. Eine eingebaute Waage misst genau, wie viel das Kind trinkt.

 

Ist eine Babyüberwachung sinnvoll?

Kinderärzte sehen die digitale Aufrüstung mit Sorge: Eltern gesunder Kinder kaufen die Geräte, die zwar Ruhe versprechen, aber bisher  keinen Beweis geliefert haben, dem gefürchteten plötzlichen Säuglingstod vorzubeugen. Im Gegenteil. Sie können unnötige Angst, Unsicherheit und Selbstzweifel bei Eltern auslösen.

Nur bei sehr wenigen Säuglingen ist eine Schlafüberwachung tatsächlich medizinisch notwendig. Etwa bei schwer ausgeprägten Atmungs- und Herz-Kreislauf-Störungen. In solchen Fällen erfolgt die ärztlich verordnete Heimüberwachung durch einen kombinierten Herz-Atmungs-­Monitor.

Was hilft dann, wenn die Sorge Mama und Papa um den Schlaf bringt?

 

Bekannte Risiken meiden!

Richtig gebettet im Elternschlafzimmer

Im ersten Lebensjahr sollte das Babybett im Elternschlafzimmer aufgestellt werden. Zum einen haben die gleichmäßigen Atemgeräusche der Eltern einen positiven Einfluss auf die Atemregulation des Babys. Zum anderen erleichtert die Nähe des Babys Müttern das nächtliche Stillen und Eltern können so auch Unregelmäßigkeiten bei der Atmung des Babys bemerken.

Sind Kinder- und Elternschlafzimmer räumlich getrennt empfiehlt sich ein Babyphone. Manche Eltern benutzen es nur in der Einschlafzeit und schalten es dann für die Nacht ab und verzichten dann ganz, wenn das Kind alt genug ist, um nachts selbstständig zu ihnen zu kommen.

 

Baby- und Kindernotfallkurs

Der Besuch eines Erste-Hilfe-Kurses für Säuglinge sollte so selbstverständlich sein wie Geburtsvorbereitung und Schwangerschaftsgymnastik. Er vermittelt ebenfalls das Gefühl, im Notfall besser gewappnet zu sein.

 

Schlafen immer in Rückenlage

Legen Sie Ihr Baby im ersten Lebensjahr zum Schlafen nie auf den Bauch, sondern grundsätzlich auf den Rücken. Auch die Seitenlage empfiehlt sich nicht, da das Baby beim Schlafen leicht auf den Bauch rollen kann. Wenn Ihr Kind nur in Bauchlage einschlafen kann, drehen Sie es nach dem Einschlafen wieder auf dem Rücken und versuchen Sie es regelmäßig, ob es eventuell doch auf dem Rücken einschlafen kann.

Ist das Baby jedoch wach, sollten Sie es regelmäßig auf den Bauch legen, damit es seine Rückenmuskulatur „trainieren“ kann und der Hinterkopf nicht abflacht. Behalten sie es dabei im Auge, damit es nicht in dieser Position einschläft.

 

Im Schlafsack und ohne zusätzliche Decke

Verwenden Sie lieber einen Schlafsack als eine Decke, damit der Kopf Ihres Babys durch nichts bedeckt wird, was einen Atemrückstau oder Überwärmung verursachen kann. Hier sollte der Halsumfang des Schlafsackes nicht größer als der Kopf des Kindes sein, damit es nicht hineinrutschen kann.

 

Nicht zu warm

Babys mögen es lieber kühl. Die ideale Raumtemperatur beim Schlafen liegt bei ca. 16 bis 18 Grad Celsius. Auch aus diesem Grund sollten Sie auf Kopfkissen, Federbetten, Nestchen oder Felle im Babybett verzichten!

 

Fazit:

Die beste Überwachung in der ersten Zeit bleibt also die offene Tür zum Zimmer, wo das Baby schläft, wenn die Eltern dort nicht gerade selbst sind. Ab dem zweiten Lebensjahr, sobald das Kind alleine schläft, kann es mit der technischen Überwachung losgehen.

Während Baby die Kontrolle der Eltern noch hinnehmen, dürfte es ein paar Jahre später schwieriger werden. Ich überlege gerade, eine smarte Zahnbürste anzuschaffen, die die Putzleistung meiner widerspenstigen Sprösslinge im Bad überwacht…