Der Debilist

Wir waren sensationell gut gestartet in das neue Jahr 2016. Das Bleigießen in der Silvesternacht zeigte uns allen nur Glück und Zukunft auf, die Horoskope für das neue Jahr sind perfekt und das Auto war beladen. Wir fuhren bei Freunden im Allgäu vorbei, übernachteten übernächtigt von der Silvesternacht und am nächsten Tag startete ein entspannter kurzer Weg in den Skiort. 

Was wir erwarteten…
Verwöhnt von zwei Schnäppchenjahren mit einer Discounter-Skireise in ein perfektes Vier-Sterne-Sporthotel zum Preis einer einfachen Pension hatte der sparsame Familienvater auch für diesen Winter die Prospekte gewälzt und erwartete jetzt das dritte Schnäppchen in Folge vor zu finden. Die Familie schwärmte noch von dem tollen Essen, dem luxuriösen Zimmer, dem riesigen Wellness-Bereich und natürlich der perfekten Lage direkt neben der Piste. 

Was wir vorfanden… 
Der Discounter-Preis inklusive Frühstück und Abendessen sowie vier Skilift-Karten führte uns direkt in eine Unterkunft, die wir eher dem CVJM zugeschrieben hätten. Eine Jugendherberge hätte es auch sein können, aber damit würden wir den Herbergen unrecht tun. Zumindest der Schnee sei toll, trösteten wir uns und schauten uns um. Dabei fiel schnell der Blick auf den Debilisten – er hatte seinen riesigen Koffer ziemlich prägnant vor die Tür gestellt, von deren anderer Seite wir jetzt gerne in die Lobby der Unterkunft gegangen wären. Der Debilist schaute uns und seinen Koffer genauso an wie Sie sich jetzt einen debilen, dumm grinsenden Menschen Anfang 20 vorstellen. Daher der Name Debilist. Begleitet war er von drei anderen ungefähr gleichaltrigen Mitbürgern, ähnlich strukturiert. 
Nein, der Koffer fiel nicht um, als ich ihn mühselig mit der aufgeschobenen Tür zur Seite gewuchtet hatte. Am Abend, nachdem wir uns von dem ersten Schreck über das gruselige Essen und dem Anblick unserer „Unterkunft“ ein wenig erholt und das Zimmer von dem grässlichen Gestank aus dem ausgetrockneten Abfluss durch Dauerlüften befreit hatten, sahen wir den Debilisten im Speisesaal mit den gleich strukturierten Begleitern plaudern. Sofern die von dümmlichem Grinsen begleiteten Grunzlaute als Plauderei bezeichnet werden können. 

Die Nacht wurde nur „selten“ unterbrochen, wir entwöhnen gerade unsere Kleinste von der Nachtwindel. Entsprechend „frisch“ begann der erste Tag auf Ski. Motiviert packten wir alle unsere Sachen und warteten auf den Skibus. Neben dem Debilisten, dem – wir verzeihen es ihm angesichts offensichtlich unterhalb IQ 70 liegender Quote – seine Ski umfielen und unserer Kleinsten auf den Kopf stürzten. Glücklicherweise ohne Blutzoll, aber mit vielen Tränen und jetzt gestärkt im Bewusstsein, künftig einen Helm auch schon an der Busstation zu tragen, enterten wir den Skibus. 
 

Fortsetzung folgt…