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Früher war mehr Lametta – Weihnachten 2020

Same procedure as every year

Meine Eltern, die sich nicht entscheiden können, ob der Schmuck gleichmäßig verteilt ist oder der Christbaum geradesteht. Meine Oma, die zum zehnten Mal fragt, ob ich wirklich kein Fleisch mehr esse und wann ich endlich zurück in meine Heimatstadt ziehe. Und Opa, der spätestens beim Dessert unversehens zur Diskussion über die Sinnhaftigkeit der Corona-Maßnahmen der Regierung einlädt.

Vor Corona haben wir monatelang über Geschenke nachgedacht, uns auf den Skiurlaub gefreut und gehofft, dass Weihnachten diesmal vielleicht weiß werde. Doch das ist Schnee von gestern. Politiker warnen davor, dass in der hiesigen Corona-Situation „Weihnachten in der Familie“ per se in Gefahr ist.

Weihnachten ist nicht irgendeine Party

Weihnachten ist christliche Tradition im Kreis der Familie und generationsübergreifende Sentimentalität. Die Weihnachtszeit ist auch eine Reisezeit von Millionen Deutschen, die sich kurz vor dem Fest ins Auto oder in den Zug setzen, um in die Orte zurückzufahren, in denen sie aufgewachsen sind. In der Regel die Kinder oder Enkel aus den Städten, die zu ihren Familien in den ländlichen Regionen heimfahren.

Viele abgesagte Weihnachtsmärkte, dann Kontaktbeschränkungen. Muss Oma also zu ihrem eigenen Schutz ausgeladen werden? Oder wollen wir sie für einen Abend mit Kerzenlicht und Braten dem Infektionsrisiko aussetzen? Die Festtage haben das Zeug zum Superspreader-Event. Und so stellen sich nun viele Familien die Frage:

Wird Weihnachten dieses Jahr puritanisch?

Das letzte Mal, dass eine Regierung in einem christlichen Land das Weihnachtsfest einschränkte, war im 17. Jhd., als die Puritaner in England es kurzerhand verboten. Der Bann währte zwanzig Jahre.

Aus epidemiologischer Sicht muss Weihnachten zwar nicht ganz, aber anders als gewohnt ausfallen.

Der Familienkreis sollte so klein wie möglich gehalten werden. Im optimalen Fall wäre das nur ein einziger weiterer Haushalt. Mit dieser Gruppe teilen wir dann nicht nur unsere Plätzchen, den Weihnachtsbraten und die Festtagsstimmung, sondern auch ein gemeinsames Infektionsrisiko.

Schlimmstenfalls werden die Familien ihre Besuche an den Weihnachtsfeiertagen aufteilen müssen.

Deswegen sollten die AHAL-Regeln weiterhin strengstens eingehalten werden. Der Einzelne hält sich zwar nie für das Problem, aber es kommt auf die Verantwortlichkeit jedes einzelnen an.

Auf Gottesdienste und andere größere Zusammenkünfte innerhalb geschlossener Räume sollte aber ganz verzichtet werden. Manche Gemeinden weichen eventuell auf Predigten virtuell am Bildschirm oder draußen in kleinen Gruppen aus. Na, dann eben in Skiunterwäsche…

Ob wir den Rat des Virologen Christian Drosten von der Charité in seinem Podcast zur 14-tägigen Vorquarantäne vor dem Weihnachtsbesuch befolgen, muss jeder für sich entscheiden. Er rät dazu, sich bereits vor einem Familienbesuch zu Weihnachten vorsorglich freiwillig zu isolieren und dadurch das gemeinsame Weihnachtsfest risikoärmer zu gestalten.

Drama oder Tragikkomödie unterm Weihnachtsbaum?

Weihnachten drohte (schon immer) permanent die Gefahr, dass sich die Emotionen genau dann entladen, wenn die Harmonie in der Familie eigentlich am größten sein sollte.

In der Soziologie spricht man von normativen Erwartungen – also dem Anspruch, dass sich andere entsprechend meinen Erwartungen verhalten.  Anspruch, dass sich andere entsprechend meinen Erwartungen verhalten. Was schon in einer Zweierbeziehung anspruchsvoll ist, wird natürlich umso komplexer, je mehr Leute beteiligt sind.

Schließlich staut sich im Laufe eines Jahres manches auf. Und das vergangene Jahr seit dem Lockdown im März, Homeschooling, Homeoffice, Angst um Gesundheit, Arbeitsplatz oder sogar die Existenz, entspricht nicht den romantischen Vorstellungen, die jeder von einem gelungenen Weihnachtsfest hat. Die Realität sieht zur Zeit anders aus.

Wie können wir überhaupt planen?

  • Bereiten sie sich auf mögliche Kontaktbeschränkungen vor und suchen nach Lösungen.
  • Tauschen Sie Ihre Vorstellung über Ablauf und Dauer frühzeitig und möglichst offen mit allen Beteiligten aus.
  • Reden Sie offen über gegenseitige Erwartungen.
  • Entwickeln Sie gemeinsam Ideen.
  • Überlegen Sie, welche Form am besten dazu führt, dass alle einigermaßen zufrieden sind.
  • Die Verantwortung für das Fest sollte aufgeteilt werden.
  • Meiden Sie beharrlich Themen, die erfahrungsgemäß zur Eskalation neigen. Unstimmigkeiten und Konflikte im Vorfeld oder auch im Nachhinein bereinigen – der guten Stimmung zuliebe.

Bedeutung der Familie an Weihnachten

Neuerlicher Heimunterricht, Geschäftsschließungen und Ausgehverbote sind keine besinnlichen Aussichten. Bleiben Sie trotzdem locker und verlieren Sie den Humor nicht.

Fazit: Weihnachten kann ja nicht ausfallen. Aber vielleicht besinnlicher werden. Und was spricht dagegen, einfach einmal abseits der Traditionen und ganz unkonventionell zu feiern? Egal wie oder durch die Umstände gezwungen, wir wünschen Ihnen eine wunderschöne und entspannte (Vor)Weihnachtszeit!