
Husten, Schnupfen, Heiserkeit – warum die Erkältungszeit uns heute härter trifft
Er ist wieder da – der Herbst und mit ihm das Fieberthermometer. Mein Sohn liegt eingerollt in seine Superhelden-Decke, die Stirn heiß, die Augen müde. Zwischen Kamillentee, Taschentuchbergen und leisen Sorgen erinnere ich mich daran, was (auch) wirklich hilft: Nähe, Geduld – und das Wissen, dass jede Erkältung irgendwann vorbeigeht.
Kaum sinken die Temperaturen, schon liegen wieder viele mit Husten und Schnupfen flach. Gefühlt wird jedes Jahr schlimmer – doch stimmt das wirklich? Was können Familien jetzt tun, um gesund durch die kalte Jahreszeit zu kommen.
Sind wir wirklich häufiger krank als früher?
Die Nase läuft, der Hals kratzt – und gefühlt hustet ganz Deutschland. Laut aktuellen Zahlen des Robert-Koch-Instituts waren Ende September rund 6,2 Millionen Menschen wegen einer akuten Atemwegserkrankung betroffen. Das klingt dramatisch, doch laut der Meinung der meisten Hausärzte ist das vor allem ein jahreszeitlich typisches Bild: Dass die Zahlen steigen, ist normal – nur der Sommer bringt inzwischen mehr Infekte als früher.
Der Grund: Während der Corona-Jahre haben Masken, Abstand und Hygiene unser Immunsystem „geschont“. Seit die Maßnahmen weg sind, muss es wieder lernen, mit Viren umzugehen – manchmal überfordert das den Körper.
Erkältet – aber nicht kränker
Viele Patientinnen und Patienten klagen, sie seien „ständig krank“. Hausärzte widersprechen: „Wir Ärztinnen und Ärzte leben in einer Art Wahrnehmungsblase – wir sehen ja nur die Kranken.“ Die Daten zeigten, dass die meisten Menschen weiterhin milde oder gar keine Symptome entwickeln. Ob Schnupfen, Grippe oder Corona – für die Betroffenen spiele die genaue Bezeichnung kaum eine Rolle: Vor Corona wollte niemand wissen, wie der Schnupfen mit Vornamen heißt. Wichtig war nur: Wie werde ich wieder fit?
Sein Rezept ist altbewährt: Tee, Ruhe, Schlaf und Geduld. Von Vitamininfusionen und „Wunderkuren“ hält er wenig. „Eine Erkältung dauert sieben Tage mit Arzt – und eine Woche ohne“, sagt er schmunzelnd.
So stärkt man das Immunsystem im Familienalltag
Häufiges Händewaschen, ausreichend Schlaf, frische Luft, Bewegung, wenig Stress und gesunde Ernährung – mehr brauche es meist nicht. Im Alltag mit Kindern ist das zwar oft leichter gesagt als getan, denn im Kindergarten oder Großraumbüro lässt sich Ansteckung kaum vermeiden. Aber wir können unseren Körper so gut wie möglich wappnen.
Daten, die helfen: Das Grippe-Web des RKI
Wer wissen will, wie verbreitet Erkältungen tatsächlich sind, kann beim Grippe-Web des Robert-Koch-Instituts selbst mitmachen. Nach einer kurzen Online-Registrierung lässt sich wöchentlich melden, ob und welche Symptome aufgetreten sind. Diese anonymen Angaben fließen in den bundesweiten Bericht zu Atemwegserkrankungen ein – eine einfache Möglichkeit, Daten mitzugestalten und den Überblick zu behalten.
Wenn die Atemwege schon streiken: Salzhaltige Hilfe
Wer trotzdem hustet oder schlecht Luft bekommt, kann auf natürliche Unterstützung setzen: Inhalationen mit Salzluft. Immer mehr Anbieter im Rhein-Main-Gebiet schaffen kleine „Meer-Erlebnisse“ für zu Hause.
In Frankfurt-Preungesheim etwa betreibt Nicola Andelic gemeinsam mit seiner Frau die „Meerhöhle“, einen Salzspielplatz mit Inhalationsraum. Während Kinder im Salz buddeln, atmen sie zugleich salzhaltige Luft ein – spielerische Prävention. „Seit Beginn der Erkältungssaison haben sich unsere Buchungen verdoppelt“, erzählt ein zweifacher Vater. Wirklich helfen kann es aber nur regelmäßig – wie beim Sport. Auch Gradierbauten, etwa in Bad Nauheim, bieten natürliche Salzluft – allerdings nur bis Anfang November. Danach gehen die historischen Anlagen in die Winterpause.
Impfung nicht vergessen
Für alle, die sich besser schützen möchten, sind die ersten Grippeimpfstoffe bereits verfügbar. Bis zum Start der Grippesaison nach Weihnachten lohnt sich eine Impfung immer. Zwei Wochen nach der Impfung sei der Schutz aufgebaut.
Fazit: Mit Gelassenheit durch die Erkältungszeit
Ob klassische Erkältung, Grippe oder Corona – am Ende bleibt der Körper ein erstaunlich lernfähiges System. Eltern können ihn unterstützen, aber nicht alles kontrollieren. Ein bisschen Gelassenheit, gesunder Menschenverstand und das Wissen, wann man besser eine Pause einlegt, sind oft die beste Medizin.