Taschengeld und Gelderziehung
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Special: Taschengeld und Gelderziehung

Wenn bis morgen dein Zimmer nicht aufgeräumt ist, gibt es kein Taschengeld!“ Fallen solche Sätze, haben wir Eltern damit eine Grenze überschritten. Denn Taschengeld zum Drohmittel der Wahl zu machen, ist ein absolutes No-go. Kinder müssen mit ihrem Taschengeld machen können, was sie für richtig halten.

Diese Freiheit gilt auch dann, wenn Kinder ihr Geld für etwas ausgeben, das aus Sich der Eltern als schadet. Wenn mein Kind sein Taschengeld um 12 Uhr montags erhält und es um 12.10 Uhr bereits für Chips ausgegeben hat, sollte das respektiert werden. Ob es sich um eine zusätzliche Kugel Eis, ein neues Springseil oder einen Kinobesuch mit Freunden handelt – Taschengeld bedeutet für Kinder Entscheidungsfreiheit.

Es gibt zwar Grundschulen, Gymnasien und Universitäten, doch wenn es um das liebe Geld geht, haben diese Einrichtungen wenig zu bieten. Haben Sie Ihren Kindern schon erklärt, was ein Girokonto ist, warum der Mensch keine Unfallversicherung mit Prämienrückgewähr braucht und wie Vermögen aufgebaut wird? Ein gesundes Verhältnis zu Geld müssen ihnen vor allem die Eltern vermitteln und vorleben. Sie fungieren als Vorbilder im Umgang mit Geld für ihre Kinder. Doch wie gelingt das? Fangen wir klein an: zum Umgang mit Taschengeld, teuren Wünschen und bezahlten Arbeiten im Haushalt…

Umgang mit Geld lernen

Dass schon die Jüngsten lernen, dass sich mit Geld Wünsche erfüllen lassen, ist bekannt. Geld, das sie zum Geburtstag oder zu Weihnachten von Verwandten erhalten, investieren sie begeistert in Eis oder Bonbons. Grundschulkinder wiederum nutzen ihr erstes eigenes Taschengeld vorzugsweise für Süßigkeiten, Spielzeug oder ihre Lieblingszeitschrift vom Kiosk.

Die Frage, ab wann ein Kind Taschengeld erhalten sollte, lässt sich nicht pauschal beantworten. Vielmehr hängt es von der Umgebung ab, in der das Kind aufwächst, und davon, ob es bereits ein Verständnis für Zahlen entwickelt hat. Das Deutsche Jugendinstitut empfiehlt Eltern jedoch, ihren Kindern bereits ab dem Grundschulalter regelmäßig Taschengeld zu geben. Das Taschengeld sollte in regelmäßigen Intervallen, sei es wöchentlich oder monatlich, pünktlich gezahlt werden und ihr Kind darüber frei verfügen können. Auf diese Weise lernen Kinder den verantwortungsbewussten Umgang mit Geld und verstehen, dass es sich lohnt, ihre Finanzen zu managen, um für ihre Wünsche zu sparen.

Wie hoch das Taschengeld in welchem Alter sein sollte

Die Festlegung der Höhe des Taschengelds sollte individuell in jeder Familie ausgehandelt werden und hängt von einigen Faktoren ab:

  • Der finanziellen Grundsituation der Familie: Familien mit einem geringen Einkommen können eventuell nicht so viel Geld abgeben, wie wohlhabendere Familien
  • Dem Wohnort: Oft ist das Leben in großen Städten teurer als auf dem Land – Kinder in Großstädten benötigen möglicherweise mehr Taschengeld
  • Der Familiengröße und der Anzahl der Kinder
  • Dem Entwicklungsstand des Kindes

Sprechen Sie mit Ihrem Kind offen über das Thema. Durch solche Gespräche kann Ihr Kind besser verstehen, warum manche Freunde mehr oder weniger Taschengeld erhalten. Taschengeld spielt hierbei eine wichtige Rolle als Beitrag zur finanziellen Erziehung, und die regelmäßige Bereitstellung fördert ein tiefergehendes Verständnis für einen verantwortungsbewussten Umgang mit Geld.

Vereinbaren Sie mit Ihrem Kind einen festen Betrag und vermeiden Sie weitere Zahlungen oder Vorschüsse, sodass Ihr Kind lernt, mit seinem Budget hauszuhalten. Wenn das Geld ausgegeben ist, müssen die Kinder lernen, bis zur nächsten Zahlung zu warten. Wichtig ist auch, dass das Taschengeld unabhängig vom Verhalten des Kindes gezahlt wird. Es sollte nicht als Belohnung oder Strafe genutzt werden, damit Ihr Kind planen kann und einen verantwortungsbewussten Umgang mit Scheinen und Münzen lernt.

Die Höhe selbst ist jedoch nicht der zentrale Aspekt beim Thema Taschengeld. Vielmehr ist es von großer Bedeutung, dass das Taschengeld regelmäßig und unabhängig vom Verhalten des Kindes gewährt wird.

So hoch sollte das Taschengeld ausfallen

Geht es in die Verhandlung, haben Eltern zwei Möglichkeiten: Sie können sich an der offiziellen Taschengeldtabelle orientieren oder sich einen eigenen Rahmen setzen. Die Taschengeldtabelle gibt das Deutsche Jugendinstitut online heraus.

Erziehungswissenschaftler raten, Kindergarten- und Grundschulkindern das Taschengeld wöchentlich auszuzahlen. Erst ab einem Alter von zehn Jahren seien Kinder in der Lage, einen ganzen Monat zu überblicken und sich das Geld einzuteilen.

Nähern sich bedeutende Ereignisse wie die Einschulung, große Geburtstage oder Zeugnisvergaben, liegt die Hauptverantwortung in erster Linie bei den Eltern. „Eltern sollten proaktiv auf ihre Kinder zugehen. Es ist am besten, die Frage nach der Taschengelderhöhung in einem festgelegten Rhythmus anzusprechen“ – beispielsweise jedes Jahr im Zusammenhang mit einem bestimmten Ereignis.

Kurz zusammengefasst: Diese Regeln gelten beim Taschengeld

  • Es sollte dem Alter entsprechend angepasst sowie regelmäßig und pünktlich ausgezahlt werden. Eine Erinnerung durch das Kind sollte nicht nötig werden.
  • Es sollte weder als Lob noch als Bestrafung erhöht oder gekürzt werden, sondern eine Konstante im Leben des Kindes darstellen.
  • Das Kind sollte bei seinen Kaufentscheidungen beraten, aber nicht bevormundet werden: Aus Fehlern kann man lernen.
  • Käufe sollte nicht vom Elternteil verboten werden, solange sie sicher und altersgerecht sind.
  • Es sollte klare Regeln in Hinblick auf Käufe von Fast-Food, Knabbereien und Süßigkeiten geben. Die Gesundheit des Kindes sollte im Vordergrund stehen.
  • Ist das Taschengeld vorzeitig aufgebraucht, sollte das Kind nicht automatisch mehr Geld zur Verfügung gestellt bekommen.
  • Eine „Gender Pay Gap“ sollte vermieden werden: Mädchen und Jungen im gleichen Alter sollten gleich viel Taschengeld bekommen.

Budget Geld Empfehlungen

Neben dem Taschengeld haben Eltern die Möglichkeit, ihren Kindern auch Budgetgeld zukommen zu lassen. Mit dem Budgetgeld können Jugendliche eigenverantwortlich Kleidung oder Schulmaterial erwerben. Es kann auch für Smartphone-Kosten genutzt werden. Der wesentliche Unterschied zum Taschengeld besteht darin, dass das Budgetgeld für notwendige Einkäufe vorgesehen ist, während das Taschengeld frei zur Verfügung steht.

Gerade wenn Jugendliche höhere Beträge als Taschengeld erhalten, wird teilweise auch erwartet, dass sie alltägliche Ausgaben damit bestreiten bzw. es besteht Unklarheit darüber, inwiefern sie dies tun sollten. Sie sollten jedoch eine klare Trennung zwischen Taschengeld und festgelegten Budgets für bestimmte Ausgaben schaffen. Falls gewünscht wird, dass Jugendliche eigenständig für spezifische Bereiche wie Kleidung oder Schulsachen einkaufen, ist es empfehlenswert, separate Budgets für diese Ausgaben festzulegen. Auf diese Weise lernen Jugendliche, notwendige Ausgaben zu planen und ihr Geld entsprechend aufzuteilen.

Die Einführung von Budgetgeld wird ab einem Alter von etwa 14 Jahren aufgrund der Entwicklung des Geldverständnisses empfohlen. Zu Beginn können Eltern das Budgetgeld möglicherweise nur für einen bestimmten Bereich gewähren, wie zum Beispiel Schulmaterial oder Essen außerhalb des Hauses. Um eine Vermischung von Taschengeld und Budgetgeld zu vermeiden, könnte es sinnvoll sein, das Taschengeld bar auszugeben und das Budgetgeld auf ein Jugendgirokonto zu überweisen, oder umgekehrt.

Eltern und Jugendliche sollten gemeinsam besprechen, für welche Anschaffungen spezifische Budgets gewährt werden sollen (z. B. Kleidung, Essen außerhalb des Hauses, Schulsachen, etc.), und die Höhe des Budgets sollte entsprechend ausgerichtet sein. Bei jüngeren Jugendlichen könnte es sinnvoll sein, mit einem kleineren Betrag oder einem begrenzten Budget zu beginnen. Eine Möglichkeit zur Festlegung der Höhe des Budgetgeldes besteht darin, die entsprechenden Kosten über einen Zeitraum von drei Monaten zu beobachten. Es ist wichtig, dass die Höhe des Budgets den tatsächlichen Kosten entspricht. Die folgenden Vorschläge dienen lediglich als Orientierungswerte.

Wie viel Budgetgeld sollte ich im Monat für mein Kind einplanen?

  • Für Kleidung und Schuhe: 30 Euro – 50 Euro
  • Für Essen außer Haus: 20 Euro – 30 Euro
  • Für den ÖPNV: 15 Euro – 20 Euro
  • Für Telefonie und Handy: 10 Euro – 20 Euro
  • Für Schulmaterial: 5 Euro – 10 Euro
  • Für Hygieneartikel: 5 Euro – 10 Euro

Nebenjobs für Teenager

Mit zunehmendem Alter wächst bei Kindern der Wunsch, über eigenes Geld zu verfügen, sei es für Kinobesuche, Konzertkarten oder die neuesten Sneakers.

Jugendliche haben die Möglichkeit, ihr Taschengeld durch Nebenjobs aufzubessern, wobei die gesetzlichen Regelungen festgelegt sind. Doch worauf muss in diesem Zusammenhang besonders geachtet werden?

Frühestens ab dem 13. Lebensjahr darf neben der Schule täglich zwei Stunden zwischen 8 und 18 Uhr gearbeitet werden. Dies ist jedoch vor dem Schulbeginn oder während des Unterrichts nicht gestattet. Geeignete Tätigkeiten in diesem Rahmen könnten das Ausführen von Hunden, Botengänge, Babysitting, das Austragen von Prospekten oder Zeitungen sowie das Geben von Nachhilfe sein.

In kleinen Schülerjobs erlernen Kinder, erste Verantwortung zu übernehmen und den Zusammenhang zwischen Arbeit und Geld zu verstehen. Ältere Jugendliche haben mehr Möglichkeiten: Jugendliche zwischen 15 und 18 Jahren dürfen in Ferienjobs maximal acht Stunden am Tag an fünf Tagen in der Woche zwischen 6 und 20 Uhr arbeiten, und das für bis zu vier Wochen im Jahr. Mit zunehmendem Alter erweitern sich die Tätigkeiten, und viele Jugendliche ab 16 Jahren füllen beispielsweise Regale im Einzelhandel auf oder arbeiten in Bekleidungsgeschäften, Bäckereien oder Eisdielen. Ab dem 17. Lebensjahr ist es Jugendlichen gestattet, Kassieren und Aushilfstätigkeiten in Büros zu übernehmen. Hierbei sind Einnahmen bis zu 450 Euro im Monat steuerfrei.

In diesem Kontext lernen Jugendliche auch, zu reflektieren, ob die getätigten Ausgaben wirklich notwendig waren oder ob sie das Geld besser sparen oder für etwas anderes verwenden sollten. Die Fähigkeit, finanzielle Prioritäten zu setzen, ist eine wichtige Eigenschaft, die im späteren Leben von Nutzen sein kann.

Ein wichtiger Gedankenprozess, den Kinder in Bezug auf das Sparen entwickeln sollten: Der Verzicht von heute ist die Wunscherfüllung von morgen. Mit zunehmendem Alter wird die Fähigkeit zu sparen immer wichtiger. Mit steigendem Alter werden auch die Ausgaben größer und gewichtiger. Ein früh entwickeltes Verständnis für vorübergehenden Verzicht erweist sich als äußerst hilfreich.

Den richtigen Nebenjob finden

Die Auswahl des passenden Nebenjobs für Ihr Kind hängt individuell von seiner Persönlichkeit und seinen Vorlieben ab. Als Faustregel sollte immer gelten: Die Schule hat oberste Priorität!

Die wichtigste Quelle für die Jobsuche ist das Internet. Jobbörsen oder Unternehmen bieten entsprechende Stellenanzeigen. Es lohnt sich auch, in Supermärkten oder Geschäften nachzufragen, da häufig Stellenangebote in den Filialen ausgehängt sind.

Hier sind die wichtigsten Punkte zu Nebenjobs im Überblick:

  • Frühestens mit 13 Jahren dürfen Teenager einen Nebenjob annehmen.
  • Vollzeitschulpflichtige Jugendliche dürfen maximal zwei Stunden am Tag arbeiten.
  • Ab 15 Jahren dürfen Schüler einen Ferienjob mit einer 40-Stunden-Woche ausüben, jedoch nur für maximal vier Wochen pro Jahr.
  • Bis zur Volljährigkeit ist die Zustimmung der Eltern erforderlich.

Eltern sollten mit ihren Kindern offen über Geld sprechen

Besonders wichtig, um den Umgang mit Geld zu lernen, ist, was vielen Eltern schwerfällt: Offen über die Einnahmen- und Ausgabenseite des Haushaltes zu sprechen. Um ein Gespür für Ein- und Ausgaben zu bekommen, sollten Eltern ihre Kinder mit zum Einkaufen nehmen, sie einbeziehen, wenn größere Anschaffungen in der Familie geplant sind und auch aus der Höhe ihres Gehaltes kein Geheimnis machen.

Kinder sind neugierig und haben viele Fragen. Es ist wichtig, offen mit ihnen über Geld und Konsum zu sprechen. Erklären Sie Ihren Kindern, warum Sie nicht alles kaufen möchten oder warum Sie bestimmte Produkte beim Einkaufen bevorzugen.

Denken Sie daran, dass Sie als Eltern Vorbilder für Ihre Kinder sind und einen großen Einfluss auf ihre finanzielle Erziehung haben. Wenn Sie in Ihrer Familie offen über Geldthemen sprechen, ermutigt dies die Kinder, ihre eigenen Erfahrungen und Schwierigkeiten zu teilen.

FAZIT: Der Verzicht von heute ist die Wunscherfüllung von morgen: Ein Gedankenprozess, den Kinder hinsichtlich des Sparens entwickeln sollen. Sparen zu können, wird mit zunehmendem Alter immer wichtiger. Je älter wir werden, desto größer und gewichtiger sind oft die Ausgaben, die wir tätigen. Sehen wir Taschengeld und Budget es also als ein Teil der Finanzbildung.