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Was Kinder stark und glücklich macht!

Auf die Frage, ob sie eine gute Mutter sei, hat die franz. Philosophin Élisabeth Badinter gesagt: Ich war eine mittelmäßige Mutter. Wie die meisten anderen Mütter auch.

Wie wissen das und gleichzeitig wünschen wir uns immer nur das Beste für unser Kind! Aber wie kann ich diese Formel mit Leben füllen? Oder scheitert das regelmäßig an der Lebenswirklichkeit? Gerade aktuell wünsche ich mir umso mehr, dass ich unsere Kinder bestmöglich dabei unterstütze, zu mutigen und starken Persönlichkeiten heranzuwachsen.

Zeitgeist unserer beschleunigten Gesellschaft

Es sind nicht wenige Kinder, die an den Widrigkeiten des Lebens zerbrechen – an der Vernachlässigung durch ihre Eltern, an der Entmutigung durch Lehrer. Kinder, die Krankheiten und Verhaltensauffälligkeiten zeigen wie, Hypernervosität, Hyperaktivität, Essstörungen, Lernschwierigkeiten, Aggressionen.

Bei den meisten Kindern hat es soziogene Ursachen. Selten steht Eltern dabei ein erfahrenes Familienmitglied zur Seite. Kirchen als unterstützende Institutionen haben an Bedeutung verloren. Die Deutschen sind ein Volk aus Kleinfamilie und Patchwork-Arrangements, was die Sache nicht einfacher macht.

Wie schaffen wir es also, dass unsere Kinder, dem Leben mit Mut begegnen und mit Schwierigkeiten, Rückschlägen und Misserfolgen  umzugehen wissen?

In unserer schnelllebigen und leistungsorientierten Gesellschaft müssen Kinder in der Schule glänzen, zufriedene Menschen werden, den Eltern genügen und die Zukunft Deutschlands garantieren…. Der Wert eines Kindes wird oftmals über seine Leistung definiert.

Haben Sie sich schon mal dabei ertappt, beim Anblick einer irgendwie vor sich hin spielenden Bande im Kindergarten nervös zu werden. Die Kinder haben offenbar Spaß. Schön, aber ist es auch richtiger, wertvoller Spaß?

Viele Erwartungen, die das Vertrauen von Eltern in die eigenen Instinkte hemmen kann. Und obwohl uns heute die Gelassenheit und Zuversicht früherer Zeiten verloren gegangen ist, machen doch die meisten Eltern intuitiv alles richtig.

 

Erbgut und Umwelt sind gleichermaßen wichtig für die Persönlichkeitsentwicklung eines Menschen – und können manches Defizit ausgleichen. Resilienz jedoch ist erlernbar.

 

Resilienz – das Immunsystem der Seele

Kinder glücklich zu machen, ist einfach. Damit sie aber zu zufriedenen und selbstsicheren Erwachsenen heranwachsen, ist es notwendig, ihnen beim Aufbau ihrer Resilienz zu helfen. In der Alltagssprache wird Resilienz oft mit der inneren Widerstandskraft eines Menschen gleichgesetzt, die ihm hilft, Krisen, Belastungen oder traumatische Erlebnisse zu bewältigen. In der Psychologie heißt es, eine Krise wurde nicht nur abgewendet, sondern die Person ist sogar an der Herausforderung gewachsen, hat etwas dazu gelernt und wird nun auch zukünftige Schwierigkeiten besser meistern.

Resilienzforscher sprechen von den magischen sechs ersten Lebensjahren, die einen Menschen prägen und dessen Widerstandskraft fördern. Diese Jahre sind deswegen sehr wichtig, weil sie im Rahmen der frühkindlichen Bindungserfahrung bei der Ausreifung des „sozialen Gehirns“ entscheidend sind.

Faktoren, die die Entwicklung der Resilienz bei Kindern fördern

 

Eine sichere Bindung

Eine liebevolle Beziehung, die die körperlichen und emotionalen Bedürfnisse des Kindes stillt. Eine Liebe zu mindestens einem Erwachsenen, die nicht an Bedingungen geknüpft ist. Sie ist wie eine Lebensversicherung und zwingend notwendig, damit Kinder zu gesunden, widerstandsfähigen und starken Persönlichkeiten heranwachsen können. Sie ist die Basis für Erziehung, körperliche Unversehrtheit, klare Grenzen, einen strukturierten Alltag, passende Erfahrungen und Lernangebote, stabile Beziehungen zu anderen Menschen und eine Idee von einer sicheren Zukunft.

Die sichere Bindung entsteht über den regelmäßigen Kontakt, die Zuverlässigkeit und die unbedingte Wertschätzung und Annahme des Kindes. Wir müssen die Feinfühligkeit und Fähigkeit zu besitzen, die Signale des Kindes wahrzunehmen, zuzuhören, nachzufragen, richtig zu interpretieren und angemessen zu antworten.

Bindung vermittelt Schutz, den Kinder brauchen, um Unsicherheiten zu meistern, Ängste zu überwinden und um Gefühle zu regulieren. Sicherheit brauchen sie, um Situationen einzuordnen, Freude zu teilen und ein angemessenes Sozialverhalten zu entwickeln. Beides – Sicherheit und Nähe – müssen sie von ihren unmittelbaren Bezugspersonen adäquat und verlässlich erhalten.

Auch größere Kinder, Jugendliche und auch noch Erwachsene sind auf verlässliche Beziehungen angewiesen. Auf Beziehungen, die nicht nur auf eine Lebensphase beschränkt, sondern dauerhaft und lebensbegleitend sind.

Orientierung und Grenzen setzen

Genauso nötig und wichtig ist es, Kindern einen Korridor vorzugeben, indem sie sich bewegen können. Kinder lieben Struktur und sind überfordert mit zu viel Optionen – und nicht alles, was sie wollen ist gut und wertvoll für sie. Regeln und Entscheidungen hierzu müssen aber immer klar kommuniziert werden.

Natürliche Neugier unterstützen

Die Lust auf Entdeckungen,  Schmutz, Abenteuer, Farben und Wasser ist für viele Kinder fast untergegangen. Ihnen fehlt der Schlüssel zur Welt – jene unbefangene Neugier, die der Motor aller menschlichen Entwicklung ist.

Neugier ist aber eine der größten Kräfte, die ein Kind antreibt und auch eine der wichtigsten. Lasst euren Kindern die Freiräume, um ihre Neugier ungestört auszuleben. Bestärkt sie darin, neue Dinge auszuprobieren – auch mit der Gefahr, mal auf die Nase zu fallen. Nur wer selbst entdecken und ausprobieren darf, kann seine Fähigkeiten realistisch einschätzen und seine Stärken, aber auch seine Schwächen erkennen.

Positive Glaubenssätze

Ihr kennt bestimmt die Stimme aus dem Off, die Euch manchmal zuruft: „Das schaffst du sowieso nicht“. Solche Glaubenssätze stammen meist aus unserer Kindheit und können uns ein Leben lang prägen. Deshalb: Gib‘ deinem Kind eine ordentliche Portion Zutrauen und positive Gedanken mit auf den Weg! „Schenkt euren Kindern die Gewissheit: So wie ihr seid, seid ihr gut.“

Selbstbewusstsein stärken

Lob spornt an, macht selbstbewusst und froh. Lob und Tadel sind die Klassiker im Werkzeugkasten der Pädagogik. Und hierbei ist Lob – oder besser Zuwendung und Wertschätzung – das wirkungsvollere Instrument.

Das oft reflexartige ‚Super klasse toll‘ als Dauerdusche kaschiert nur das Desinteresse vieler Eltern. Besser ist es, genau hinzusehen. Details zu beschreiben und ein Gefühl abzugeben. Das ist die Faustregel. Nicht ‚schönes Bild‘, sondern ‚Mensch, Dein Einhorn sieht ja richtig gefährlich aus. Der hat ein total spitzes Horn auf dem Kopf und eine tolle Mähne. Schön, dass du dir so viel Mühe gegeben hast. Entscheidend ist die Form des Lobs. Je konkreter es ist, desto eher kann das Kind aus der Rückmeldung lernen.

Gleichzeitig ist Selbstvertrauen keine fixe Größe, vielmehr verändert es sich über die Zeit. Bestimmte Erfahrungen, können sich hierbei positiv oder negativ auswirken.

Vertrauen und Zutrauen

Kinder sollten immer ein wenig über ihren Möglichkeiten gefordert, gleichzeitig aber nicht permanent überfordert werden. Das Gleiche gilt fürs Unterfordern. Wir müssen der kindlichen Neugier Raum und Lauf lassen, mit dem sich jeder Mensch seine Welt erschließt. Das Gehirn braucht verlässliche Angebote, aber es geht unter bzw. ist überfordert, wenn es überflutet wird.

Gutes Vorbild sein

Ein jüdisches Sprichwort sagt: „Eine Mutter erreicht mehr als hundert Lehrer!“ Alles, was ich meinen Kindern vor predige, ist nur halb so gut wie das, was ich ihnen vorlebe. Kinder lernen durch Nachahmung und deshalb ist es für uns Eltern besonders wichtig, uns selber zu überprüfen und Werte und Kompetenzen durch Taten zu vermitteln.

Sechse mal ungerade sein lassen

Manchmal geht mit Humor und guter Laune alles einfacher.
Der Pädagoge Pestalozzi wusste vom Erziehungsstress und hat deshalb den Eltern vor über zweihundert Jahren geraten: Lache dreimal am Tag mit deinem Kind, dann geht es dir gut. Ein ebenso aktueller wie weiser Rat, der für Humor, Gelassenheit aber auch Unvollkommenheit in der Erziehung plädiert. Denn wer perfekt erziehen will, wer alles meint, richtig machen zu müssen, der überfordert sich und die Kinder. Es ist unmöglich, alles richtig zu machen! Behalten Sie Ihren Humor, Sie werden ihn brauchen, wenn Sie Ihre Kinder ins Leben begleiten und der Erziehungsalltag einem die Nerven raubt!

 

Fazit: Immer dran denken – selbst dort, wo recht windschiefe Verhältnisse geherrscht haben, kommen noch ziemlich gerade Menschen heraus. Der Mensch ist ein recht anpassungsfähiges Säugetier.