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Hessen startet neues Schulfach „Digitale Welt“

Nach den Sommerferien beginnt an zwölf Schulen im Land Hessen das Pilotprojekt ‚Digitale Welt. Die Landesregierung möchte Kinder und Jugendliche auf die kommenden globalen Herausforderungen vorbereiten und plant deshalb die Einführung eines neuen kombinierten Schulfaches, das unter dem Namen „Digitale Welt“ die Themengebiete Informatik, Ökonomie und Ökologie interdisziplinär behandeln soll.

Das Pilotprojekt wird ab dem neuen Schuljahr im September in zwölf weiterführenden Schulen im Land mit rund 70 Klassen mit mehr als 1000 Schülern der Jahrgangsstufe 5 gestartet. In zwei zusätzlichen und freiwilligen Schulstunden je Woche steht die direkte Anwendung im Vordergrund. Die Schüler sollen konkret lernen, welche Möglichkeiten ihnen digitale Anwendungen bieten und wie diese eingesetzt werden können. Klimawandel, Artensterben, Globalisierungsfolgen, Energiekrise – Probleme gibt es genug zu lösen. Ein Beispiel wäre das Programmieren eines Mähroboters, der den Rasen kürzt – die Krokusse aber stehen lässt.

Grundstein für das digitale Zeitalter

Mit der Einführung dieses neuen Schulversuchs ist Hessen bundesweit Vorreiter. und legt den Grundstein zum Aufbau eines neuen Schulfachs für das digitale Zeitalter, der dabei weit über den bekannten Informatikunterricht hinausgeht.

Das Fach „Digitale Welt“ verbindet grundlegende Kompetenzen der Informatik mit der – in der Berufswelt immer mehr eine Schlüsselrolle einnehmenden – ökonomischen und ökologischen Bildung. Vor dem Hintergrund der großen Herausforderungen von Globalisierung, dem Schutz unserer natürlichen Lebensgrundlagen sowie der Auswirkungen der Digitalisierung sind diese Kompetenzen erforderlich, damit junge Menschen gut gerüstet in die Arbeitswelt der Zukunft starten können.

Sie lernen im Unterricht, wie digitale Technologien zur Lösung sozialer, ökonomischer und ökologischer Problemstellungen beitragen können. Es soll aber auch um Themen wie Datenschutz, Cyberkriminalität und Mediennutzung gehen.

Das Projekt solle grundlegende Kompetenzen der Informatik mit der ökonomischen und ökologischen Bildung verbinden und ist auf mindestens zwei Jahren angelegt, bevor er evaluiert wird.

Digitale Welt und Schlüsseltechnologien verstehen

Das Pilotprojekt wird in Kooperation mit dem Hasso-Plattner-Institut in Potsdam durchgeführt und von der Goethe-Universität in Frankfurt wissenschaftlich begleitet.

Eine Evaluation findet parallel statt. Laut Prof. Dr. Christoph Meinel, Direktor des Hasso-Plattner-Instituts für Digital Engineering, ist es ungeheuer wichtig, dass wir die digitale Welt und Schlüsseltechnologien zumindest in Grundzügen verstehen. Wir alle benötigen ein digitales Grundverständnis, damit wir uns auch in der digitalen Welt eigenverantwortlich und selbstbestimmt bewegen, ihre Vorteile nutzen und sie mitgestalten können, was besonders für die ökologischen und ökonomischen Bereiche von Bedeutung ist. Die Grundlagen sollten schon früh in den Schulen vermittelt werden.

Schulen arbeiten mit an den Inhalten

Bei den Pilotschulen handelt es sich um allgemeinbildende Schulen verschiedener Schulformen, die im Bereich der digitalen, ökonomischen und ökologischen Bildung bereits sehr aktiv sind. Die teilnehmenden Lehrkräfte werden vor Beginn und während des Pilotprojekts fortgebildet. Sie arbeiten zudem an der Weiterentwicklung der Unterrichtsinhalte mit und vernetzen sich beispielsweise zum Austausch über gelungene Formate. Der Unterricht wird nicht benotet und ist vorerst nicht versetzungsrelevant. Nach einer Evaluation wird entschieden, ob und in welcher Form das Fach mittelfristig im Regelunterricht eingeführt werden könnte.

 

FAZIT

Kritikern geht das alles zu langsam. Sie fordern, dass es ein Konzept für informative Bildung geben muss, das alle Schülerinnen und Schüler erreicht. Die vorgesehen Inhalten müssten flächendeckend und verpflichtend an allen Schulen im laufenden Unterricht, im Fach Informatik oder als eigenes Fach gelehrt werden. Mit einem Pilotprojekt werde sich die nötige Einführung wieder um Jahre verzögern.