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Im Kampf gegen Cybermobbing

 

Sie wurde monatelang von einer unbekannten Person terrorisiert. Es wurden Lügen und Gerüchte über sie verbreitet, Handyverträge und Urlaubsbuchungen auf ihren Namen abgeschlossen. Pornographische Links aufs Handy geschickt und am Ende sogar eine anonyme Morddrohung in den sozialen Netzwerken mit anschließender falschen Todesanzeige in einer lokalen Zeitung. Täter war ein 14-jähriger Mitschüler, wie die Polizei herausfand.

Internet als Lebensraum

Mit dem Siegeszug der Digitalisierung und in Zeiten von Homeschooling und Kontaktbeschränkungen verlagern sich die sozialen Kontakte wie Spaß, Unterhaltung und auch Gemeinschaftsgefühl immer weiter ins Netz. Reale und virtuelle Welten lassen sich kaum mehr trennen. Anstelle vom Spielen mit dem Freunden auf dem Bolzplatz, sind die Kinder virtuell verabredet, zocken und quatschen in privaten Chatgruppen miteinander.

Leider gilt dies auch für das Phänomen Mobbing. Während die Kinder früher verstört und weinend aus der Schule kamen, befinden sie sich heute isoliert in ihren Kinderzimmern – allein gelassen mit dem Problem Cybermobbing.

Corona-Pandemie als Beschleuniger

Die aktuelle Studie „Cyberlife III“ zeigt, dass die Corona-Pandemie ein Katalysator für dieses Thema ist. Im Vergleich zur vorherigen Studie kommt Mobbing im Netz häufiger vor. Jeder sechste Schüler in Deutschland ist davon betroffen. Und die Opfer von digitaler Gewalt werden immer jünger. Wenn Sie Kinder im Alter von 13 bis 17 Jahren haben, besteht eine 25-prozentige Wahrscheinlichkeit, dass diese bereits Mobbing im Netz erlebt haben.

Natürlich ist die Corona-Pandemie nicht die Ursache für Mobbing im Internet, sondern lediglich ein Beschleuniger.

Mobbing in der digitalen Welt

Cybermobbing weist starke Parallelen zum Mobbing in der realen Welt auf. Doch es gibt auch einige Unterschiede. Im Internet versteckten sich viele Mobber hinter der Anonymität. Die Reichweite ist größer, der Aufwand minimal. Da die mobbenden Kinder die Reaktionen ihrer Opfer nicht sehen, machen sie einfach weiter. Die meisten Jugendlichen geben an, dass es das Opfer verdient hat oder Spaß eine entscheidende Rolle spielt.

Während bei der Mobbing-Attacke in der Schule, schnell Unterstützung zur Stelle ist, sieht dies im Internet anders aus. Millionenfache Beleidigungen in den sozialen Netzwerken, Gerüchte, Fotomontagen oder Videos machen eine Kontrolle nahezu unmöglich – die Leidtragenden sind die Kinder, die an digitaler Gewalt leiden.

Dramatische Folgen

In der Corona-Pandemie wächst die Langeweile und Unzufriedenheit der Kinder. Mobbing in der digitalen Welt ist eine Art Zeitvertreib – dabei sind die Folgen für die Betroffenen dramatisch. Systematische digitale Bloßstellung und Ausgrenzung kann gerade für Kinder und Jugendliche langfristig soziale Benachteiligungen sowie körperliche Probleme und psychische Störungen bis ins das Erwachsenenalter nach sich ziehen.

Elterliche Unterstützung und Lösungsstrategien

Was also tun, wenn Sie feststellen, dass Ihr Kind gemobbt wird oder andere mobbt? Als Eltern sollten sie das Problem ernst nehmen, die Gründe hinterfragen und umgehend handeln.

Wissen Sie, welche Rechte Sie, ihr Kind oder ihr/e Schüler*innen in so einem Fall haben?

Seit dem 01.01.2016 hat der Gesetzgeber den Straftatbestand Cybermobbing im StGB verankert. Wenn sich Kinder und Jugendliche mobben, beleidigen und verachten, kann dies strafrechtliche Relevanz haben. Dies sollte den Kindern und Eltern bewusst sein.

Wenn die Täter bekannt sind, sollte mit deren Umfeld Kontakt aufgenommen werden. Findet das Mobbing im schulischen Kontext statt, sollten die Schulleitung und Lehrkräfte über die Situation informiert werden und gemeinsam Lösungsstrategien erarbeitet werden. Wenn die Bedrohungen gravierend sind, ist der juristische Schritt die Ultima Ratio. Voraussetzung für eine strafrechtliche Verfolgung ist immer die Strafmündigkeit, die mit 14 Jahren beginnt. Straftatbestand sind meistens Sachverhalte wie Beleidigung oder üble Nachrede und regelmäßig eine Verletzung des Persönlichkeitsrechts. Den Betroffenen stehen Ansprüche auf Unterlassung, Beseitigung und auch Schadenersatz zu.

Was kann ich tun, um die Strafverfolgung und Rechtsdurchsetzung zu erleichtern?

In jedem Fall ist es wichtig, eine lückenlose Dokumentation mittels Screenshots und dem Abspeichern von Chatverläufen herzustellen. Portalbetreiber werden auch nicht von sich aus tätig. Sie haften erst dann und sind zur Löschung verpflichtet, wenn sie von der Rechtsverletzung in Kenntnis gesetzt worden sind.

Ebenso notwendig ist es auch, Möglichkeiten zu suchen, damit das Verhalten in Zukunft vermieden werden kann. Bleiben Sie im Dialog mit ihren Kindern und verfolgen sie die Entwicklung ihrer Kinder im Internet mit. Bleiben sie am Ball!

Digitale und soziale Kompetenzen fördern

Digitale Gewalt sollte mehr ins Bewusstsein der Menschen rücken. Noch immer ist die Auffassung weit verbreitet, es handelt sich bei Cybermobbing um einen Bagatelldelikt. Dies führt dazu, dass viele Täter dies als Freibrief sehen und wenig Konsequenzen fürchten.

Hier ist vor allem die Sozial- und Medienkompetenz der Eltern gefragt. Sie müssen ihre Kinder über die Risiken im Internet aufklären und den bewussten Umgang mit den sozialen Netzwerken fördern. Die richtige Privatsphäre-Einstellungen gehört ebenso dazu wie Präventionsangebote der Digitalen Helden, die schon im Vorfeld geeignet sind, Kinder zu ermutigen gegen Mobbing im Internet füreinander einzustehen.

 

Fazit: Ein wertschätzendes Klima, ein respektvoller Umgang mit Mitmenschen, Hohe Sensibilität und Aufklärung können Mobbing den Nährboden entziehen – damit sich jedes Kind zukünftig frei entfalten kann.