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Spielzeug – Quietschbunt und aus Plastik

Sofort habe ich Berge aus billigen Plastikspielsachen asiatischer Produktion vor Augen.

Jährlich gelangen etwa 20 Millionen Tonnen verschiedenster Kunststoffe in den Boden. Plastik ist allgegenwärtig. Egal, ob es sich um Korallenriffe, Wüsten, Regenwälder, Gletscher oder Tiefseegräben handelt – Kunststoffe haben selbst die entlegensten Ecken der Erde erreicht. In Form winziger Partikel dringen sie in das Gewebe von Würmern, Insekten, Fischen, Vögeln und Säugetieren ein.

Für die Spielzeughersteller ist Kunststoff so essenziell wie kaum in einer anderen Branche. Etwa 80 Prozent aller Spielzeugprodukte bestehen aus Plastik. Viele davon haben eine begrenzte Lebensdauer und verlieren schnell ihren Reiz, was letztendlich dazu führt, dass sie im Müll landen.

Günstig, originell und unterhaltsam

Und das Spielzeug sollte vor allem preisgünstig sein. Für 54 Prozent der Käuferinnen und Käufer ist der Preis das wichtigste Kriterium beim Kauf. Zweitens muss ein Spielzeug originell oder zumindest unterhaltsam sein. Dies wird von zahlenden Kunden sogar als wichtiger erachtet als Qualität und Sicherheit, die erst an dritter Stelle im Kriterien Ranking stehen. Darauf folgen die allgemeine Beliebtheit des Produkts, die Marke des Herstellers, das Design und die Verpackung sowie Empfehlungen von Dritten. Erst an achter Stelle, weit abgeschlagen, spielt die Nachhaltigkeit eine Rolle. Dies deckt sich mit der Erkenntnis, dass die meisten Spielzeuge in Deutschland online gekauft werden, wobei 77 Prozent auf die Lieferung durch Amazon vertrauen.

Auch bei uns stand der Wunsch nach neuen, aufregenden Produkten und vor allem das Leuchten in den Augen unserer Kinder im Vordergrund, während unser ökologisches Bewusstsein oft in den Hintergrund trat – ich gebe es zu. Aktuell mache ich mir mehr Gedanken.

Nachhaltigkeit anders

Die meisten Eltern haben vielleicht nicht zwangsläufig Nachhaltigkeit im Blick, aber sie setzen auf die Weitergabe von Spielsachen an Geschwister, Freunde, Bekannte oder die nächste Generation. Dieses Konzept eines „Spielzeugkreisels“ fördert die Mehrfachverwertung von Produkten, spart Geld und beruhigt das Gewissen.

Wenn Kinder heranwachsen und ihre Lieblingsspielzeuge hinter sich lassen, finden abgenutzte Kuscheltiere, Holzeisenbahnen oder Lieblingsbücher nicht den Weg in den Müll oder auf den Flohmarkt. Stattdessen werden sie von den Eltern liebevoll aufbewahrt, um eine ganze Generation später von den erwartungsvollen Augen ihrer Enkelkinder wiederentdeckt zu werden. Diese Art der Wiederverwertung stellt eine Form der Kreislaufwirtschaft dar und möglicherweise sogar die nachhaltigste. So werden Erinnerungen und Freude am Spielzeug weitergegeben, während gleichzeitig Ressourcen geschont werden. Es ist ein wertvoller Kreislauf, der nicht nur den Kindern, sondern auch der Umwelt zugutekommt.

Durch die Weitergabe und Aufbewahrung von Spielzeugen wird sichergestellt, dass diese Produkte über einen längeren Zeitraum genutzt werden und somit Ressourcen eingespart werden. Es ist ein wunderbares Beispiel dafür, wie Spielzeug über Generationen hinweg Freude bereiten kann und gleichzeitig zur Reduzierung von Abfall beiträgt. Diese Form der Kreislaufwirtschaft ermöglicht es, wertvolle Erinnerungen zu bewahren und gleichzeitig ökologische Aspekte zu berücksichtigen. Indem wir Spielzeug weitergeben und sorgfältig aufbewahren, tragen wir dazu bei, eine nachhaltigere Zukunft zu schaffen, in der wir kostbare Ressourcen schonen und den Wert von Dingen über ihre ursprüngliche Nutzung hinaus schätzen.

Allerdings gibt es eben auch die andere Seite der Medaille, die von einer Wegwerfkultur geprägt ist, insbesondere bei billigen Plastikspielzeugen aus asiatischer Produktion.

Zunehmender Greta-Trend“ in der Spielwarenindustrie

Immer mehr Unternehmen reagieren auf die zunehmenden Bedenken hinsichtlich des Klimawandels und der Umweltzerstörung. Es herrscht allgemeine Einigkeit unter Branchenexperten, dass Umwelt- und Klimaschutz zukünftig eine wichtige Rolle beim Kauf von Spielzeug spielen werden. Vor allem viele junge Menschen stellen ihren Konsum kritisch infrage, verzichten auf tierische Produkte, bevorzugen das Ausleihen gegenüber dem Kauf und reduzieren ihre Autofahrten. Diese jungen Erwachsenen werden in naher Zukunft ihre eigenen Familien gründen. In Anbetracht der Klimabilanz haben Kunststoffe wie Lego, die aus Erdöl und Erdgas hergestellt werden, kein gutes Image.

Das, was bisher eine Nische auf dem von buntem Plastik dominierten Spielwarenmarkt war, soll nun massentauglich werden.

In der Tat dreht sich der Markt für nachhaltige Spielwaren langsam, aber stetig entwickelt. Insbesondere junge Eltern zeigen immer mehr Interesse an diesem Bereich und werden zunehmend aufmerksam.

Ein Lego-Haus mit Solarmodulen …

…auf dem Dach, eine Ladestation für E-Autos. Ein Bio-Gewächshaus für Kinder ab sieben Jahren, mit biologisch abbaubaren Anzuchttöpfen und Bio-Samen, damit die Kleinen „die Geheimnisse des ökologischen Anbaus“ frühzeitig entdecken. Ein Fischertechnik-Spielzeugauto samt Brennstoffzelle; den nötigen Wasserstoff kann der Junge oder das Mädchen praktischerweise selbst herstellen.

Das könnte und ist schon teilweise die Zukunft.

Spielwarenhersteller reagieren auf das wachsende Interesse an Nachhaltigkeit im Handel und bei den Eltern, indem sie an der Kreislauffähigkeit ihrer Produkte arbeiten. Viele Hersteller setzen sich mittlerweile intensiv mit nachhaltigeren Produktionsmethoden und Verpackungen auseinander. Gleichzeitig haben auch Eltern die Möglichkeit, sich mit dem notwendigen Hintergrundwissen für Spielzeug zu entscheiden, das besser für die Umwelt ist.

Obwohl die meisten Hersteller nicht vollständig auf Plastik verzichten können oder möchten, forschen viele intensiv an Materialinnovationen. Ein vielversprechender Ansatz ist die Entwicklung von Kunststoffen aus nachwachsenden Rohstoffen, um den Bedarf an Spielzeugmaterialien zu decken.

Greenstories – Pioniere auf dem Gebiet des nachhaltigen Spielzeugs

Lego plant in den nächsten Jahren 400 Mio. Euro in die Entwicklung ökologischer Produkte zu stecken. Bis 2030 will der Spielzeug-Hersteller die bunten Steine aus nachwachsenden Rohstoffen fertigen. Das Unternehmen strebt an, bis 2030 alle Bausteine aus nachhaltigen Materialien herzustellen. In diesem Zusammenhang sind bereits seit einiger Zeit Blätter, Büsche und andere weichere Teile aus Bio-Polyethylen auf Zuckerrohrbasis auf dem Markt erhältlich. Zusätzlich präsentierte das Unternehmen im Sommer einen Prototyp eines Steins, der aus recycelten PET-Flaschen hergestellt wurde. Bevor jedoch eine Entscheidung über eine Pilotproduktion getroffen werden kann, wird der Stein noch mindestens ein weiteres Jahr lang getestet und optimiert.

Der Tierfigurenhersteller Schleich will künftig ausschließlich nachhaltige Materialien verwenden:. Im ersten Schritt werden bis Ende 2027 alle Figuren ‚recycelbar‘ sein. Außerdem arbeite der Hersteller intensiv daran, recyceltes oder biobasiertes Material für die zukünftige Produktion seiner Spielzeuge zu finden. Um die Wiederverwendung von Ressourcen zu gewährleisten, optimiere und zertifiziere Schleich seine Spielzeuge und Verpackungen ab spätestens Ende 2027 nach dem Cradle-to-Cradle-Prinzip.

Pilotprojekt für branchenweites Recycling

Auch andere bekannte Spielwarenmarken verfolgen ihre eigenen Ansätze in Bezug auf Nachhaltigkeit: Im vergangenen Jahr brachte Playmobil eine Tierfiguren-Reihe auf den Markt, die nach eigenen Angaben zu über 80 Prozent aus nachhaltigen Materialien wie bereits recyceltem und biobasiertem Kunststoff besteht. Ravensburger hat in das Circular-Economy-Start-up Tribu Box investiert, das entwicklungsorientierte Spielzeugboxen für Babys und Kleinkinder im Abonnement-Modell anbietet. Mit Mattels PlayBack-Initiative können Kunden ihr defektes Plastikspielzeug vor der Müllverbrennung bewahren, indem sie es zum Recycling einsenden. Der Hersteller übernimmt dabei die Versandkosten und verspricht, aus den recycelten Bestandteilen Spielplätze für gemeinnützige Kindereinrichtungen zu bauen.

Nachteil: Spielzeug aus ökologisch nachhaltigem Plastik aktuell häufig noch ungefähr doppelt so teuer ist wie Spielzeug aus herkömmlichem Plastik. Nicht jeder wird sich das leisten können.

Schnellere Umstellung bei Verpackungen

In der Industrie besteht seit einiger Zeit Besorgnis über strengere Vorschriften, darunter auch die mögliche Einführung einer Plastiksteuer. Bei den Verpackungen von Spielzeugen werden Verbraucherinnen und Verbraucher deswegen auch schneller einen sichtbaren Unterschied bemerken. Der Puppenhersteller Zapf Creation hat seit dem Frühjahr begonnen, schrittweise Sichtfenster und andere Plastikbestandteile aus den Verpackungen zu entfernen. Lego plant, im kommenden Jahr die Plastiktüten in den Sets durch Papiertüten zu ersetzen. Der Playmobil-Hersteller Brandstätter stellt bereits auf Beutel aus recycelter Folie um.

FAZIT:

Weniger (Spielzeug) ist mehr: Obwohl ökologisches Plastik zunächst teurer sein mag, lohnt es sich langfristig, da es zu einer nachhaltigeren und umweltfreundlicheren Zukunft beiträgt. Es ist eine Investition in den Schutz unseres Planeten und die Gesundheit kommender Generationen. Indem Spielzeughersteller auf Nachhaltigkeit setzen, investieren sie erfolgreich in eine gemeinsame Zukunft und tragen sie dazu bei, eine gesündere Umwelt für zukünftige Generationen zu schaffen und das Bewusstsein für Umweltschutz bei Kindern zu fördern.