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© Daniel Bockwoldt/dpa

Virenfänger für Klassenzimmer

Alle wollen das Gleiche: die Infektionsgefahr durch Sars-CoV-2 Aerosole im Klassenraum senken!

Technische – teilweise umstrittene – Lösungen gibt es einige. Die einen nehmen Verpackungsfolie und Gebläse aus dem Baumarkt, die anderen setzen auf hochwertige Luftreinigungsgeräte.

Lüften, lüften, lüften

Im Sommer war das Lüftungskonzept für Schulen billig und leicht umsetzbar. Inzwischen sind die Temperaturen weit unter 15 Grad gesunden. Regelmäßiges Lüften in Klassenzimmern beginnt, eine Herausforderung zu werden. Mit dem „Zwiebellook“ – mehrere Kleidungsschichten übereinander getragen – lässt sich dem Problem nur bedingt begegnen.

Gekippte Fenster reichen nicht aus. Einige Experten gehen davon aus, dass für einen gründlichen Luftaustausch die Fenster mindestens alle 20 bis 30 Minuten für einige Zeit weit geöffnet werden müssen. Andere Spezialisten meinen sogar, bei freier Lüftung halbiere sich die Virenlast dagegen erst nach 30 Minuten. Und einige empfehlen zusätzlich zum Stoßlüften hocheffiziente Raumluftreiniger einzusetzen.

Heinz-Peter Meidinger, Präsident des Deutschen Lehrerverbandes, geht das jedoch an der Realität vieler Schulen vorbei. Er schätzt, dass in etwa 100.000 Klassenräumen nicht richtig gelüftet werden kann.

Was sagen die Experten

Zumindest in zwei Punkten sind sich die Kontrahenten einig: Lüften ist gut, allein schon, um den Mief und die durchs Atmen entstehende Kohlendioxidmenge in Grenzen zu halten.

Bisher wurde die Corona-Gefahr in Tests unter verschiedenen Lüftungsbedingungen nur indirekt gemessen, wie zum Beispiel durch die Verteilung von Rauch- oder Aerosolpartikeln. Ob sich Sars-CoV-2 genauso verhält, ist nicht bekannt. Eine direkte Messung ist schließlich nicht möglich, denn dafür müsste eine bekanntermaßen infektiöse Person über längere Zeit mitten unter anderen Schülern in einem Klassenzimmer sitzen und ausatmen.

Wissenschaftler des Hermann-Rietschel-Instituts der TU Berlin haben untersucht, wie sich Aerosole in einem Klassenzimmer ausbreiten und dazu ein interessantes Video erstellt.

 

 

Eine Expertenanhörung der Kultusminister zum Lüftungskonzept in Schulen endete mit der Empfehlung, mobile Luftreiniger in Klassenzimmern, die nicht ausreichend gelüftet werden können, einzusetzen.

Richtig dimensioniert und positioniert, reduzieren sie die Aerosole und diese Räume könnten so auch in Corona-Zeiten genutzt werden.

Modellversuche an Hessischen Schulen

Eine Studie an einer Wiesbadener Schulklasse  war erfolgreich. Mit dem Einsatz der Filter lasse sich die Ansteckungsgefahr durch Covid-19 deutlich senken. Jetzt sollen die Luftreiniger im Hochtaunuskreis im Kaiserin-Friedrich-Gymnasium in Bad Homburg, der Ketteler-Francke-Grundschule im dortigen Stadtteil Kirdorf und im Taunusgymnasium in Königstein in ausgewählten Klassenräumen aufgestellt werden.

Zu teuer für die Länder?

Kostenpunkt in der Anschaffung: Je nach Gerät pro Klassenzimmer zwischen 1000 und 3000 Euro. Die Lieferzeiten, die heute schon zwischen vier und sechs Wochen liegen, würden sich deutlich verlängern – auch wenn die Hersteller ihre Produktion hochfahren.

Lehrerverbände und Elternvertretungen machen schon länger Druck.

Nach Bayern, Nordrhein-Westfalen, Hessen und Rheinland-Pfalz will jetzt auch Berlin die Anschaffung mobiler Luftreiniger in Schulen fördern für Räume, in denen sich die Fenster schlecht oder gar nicht öffnen lassen.

Einige Bundesländer verweisen darauf, dass es „keine eindeutige wissenschaftliche Meinung“ gäbe. Das ist insofern verwunderlich, da selbst das Umweltbundesamt, die Behörde, die die Kultusminister berät, die Wirksamkeit der Geräte bei richtiger Anwendung anerkennt.

 

Fazit: Mit dem Lüften oder mit Luftreinigungsgeräten wird die Infektionsgefahr durch Aerosole im Raum gesenkt. Das unmittelbare Risiko einer Tröpfcheninfektion zum Beispiel durch einen engen Kontakt mit anderen Personen im Raum bleibt allerdings bestehen.

Ihr seid mit Abstand die Besten!