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Weltkindertag am 20. September 2020

Schutz VON Kindern anstatt Schutz VOR Kindern

Dieses Jahr ist ja alles anders. Die Corona-Krise ging einher mit einer massiven Beeinträchtigung der Rechte von Kindern und Jugendlichen. Zu Beginn der Pandemie spielten Kinderrechte zunächst überhaupt keine Rolle. Kinder galten nicht als systemrelevant. Die zuständige Ministerin für Familie, Senioren, Frauen und Jugend, Frau Dr. F. Giffey, war nicht Teil des Krisenstabs der Bundesregierung.

Solange die Politik jedoch noch über keine ausreichende Wissensgrundlage verfüge, muss sie die Verhältnismäßigkeit der getroffenen Maßnahmen ständig überprüfen, so die UN-Sonderbeauftragte Claudia Kittel. Dies gilt natürlich auch für die Einschränkungen von Kinderrechten, wie sie zu Anfang der Pandemie weltweit vorgenommen wurden.

Leider ist es auch in Deutschland nicht gelungen, die völkerrechtlich verbrieften Beteiligungsrechte von 13 Millionen Kindern zu gewährleisten und ihnen Schutz und Fürsorge zu bieten. Im Gegenteil, die Kinderrechte wurden weitgehend ignoriert und die Polarisierung zwischen arm und reich ist in der Pandemie noch verstärkt worden. Weiterhin kritisiert Kittel, dass es zu wenig Strukturen und Kinderrechtsinstitutionen gibt, die Betroffene beraten und die Konventionen durchsetzen können.

 

Benachteiligte werden noch stärker benachteiligt

1,5 Milliarden Kinder sind weltweit von der Bildungsexklusion betroffen, 500 Millionen bekommen keinen Ersatzunterricht und für 350 Millionen fällt die Schulspeisung weg. Familien geraten unter Druck. Es findet eine „Retraditionalisierung“ statt, da die Einschränkung der Kinderrechte auch meist einhergehe mit der Einschränkung von Mütterrechten. Sie werden in überkommene Rollen gedrängt.

Corona kostet die Entwicklungsfortschritte in armen Ländern ein ganzes Jahrzehnt hat die Weltbank ausgerechnet. Im Schnitt sind es nur noch 7,3 statt 7,8 Bildungsjahre, die die Schüler aufweisen können. Auch die Gesundheitsvorsorge ist in vielen Ländern erschüttert. Viele Kinder bekommen keine nötigen Impfungen mehr. Mit anderen Worten: Wir sind in 25 Wochen um 25 Jahre zurückgeworfen worden, auf das Niveau der neunziger Jahre.

 

Weltkindertagsfest – JETZT ERST RECHT!

Für die vielen großen und kleinen Weltkindertags-Feste, wie sie jährlich rund um den 20. September in ganz Deutschland gefeiert werden, heißt das in der Corona-Krise: Planänderung!

Denn dieser besondere Tag soll gerade in diesen besonderen Zeiten auf die speziellen Rechte der Kinder aufmerksam machen und Kinder mit ihren individuellen Be­dürf­nis­sen in den Fokus rücken. Das Wohlergehen von Kindern – sowohl in Deutschland als auch weltweit – muss zum Maßstab einer zukunftsorientierten Politik werden.

In diesem Jahr steht der Weltkindertag unter dem Motto Kinderrechte schaffen Zukunft! 

 

Wir bringen das Weltkindertagsfest zu Euch!

Bereits seit vielen Jahren veranstaltet das Deutsche Kinderhilfswerk das bundeszentrale Weltkindertagsfest in Berlin. Wegen der Corona-Krise kann es dieses Jahr dort nicht stattfinden, sondern wird im guten alten Internet gefeiert.

Das Tolle daran: Wir feiern einfach bunter und lauter! Und es können alle Kinder von überall mitmachen.

Auf www.kindersache.de können sich Kinder und Jugendliche ab sofort über ihre Kinderrechte informieren und zahlreiche Spiel- und Mitmachaktionen nutzen.

 

Zusätzlich ruft Unicef zu Kreativ-Aktionen am Weltkindertag auf

Zusammen mit über zehn Millionen Mädchen und Jungen in Deutschland wollen sie zum diesjährigen Weltkindertag die Wünsche und Bedürfnisse der Kinder für ihr direktes Lebensumfeld auf die Straße bringen. Denn die Lösung für die Gestaltung einer besseren Zukunft liegt in den Händen der Kinder.

 

Und so funktioniert’s:

Überlegen! Was wünscht Ihr euch in eurer direkten Nachbarschaft? Welche Spiel-, Freizeit- oder Lernstätten fehlen euch in eurem Viertel? Was braucht es, um Kommunen kinderfreundlicher und lebenswerter für uns alle zu machen? Das wollen wir von denen hören, die es am besten wissen – nämlich den Kindern selbst.

Malen! Und wir wollen es vor allem sehen! Darum rufen wir alle Kinder und ihre Eltern auf, die Straßen am Weltkindertag 2020 mit bunten Kreidebildern sprichwörtlich zu erobern!

Posten! Eltern, Nachbarn und Passanten sind dazu aufgerufen die Kreidezeichnungen in ihren Straßen und vor ihren Plätze unter dem Aktions-Hashtag #wiestarkwäredasdenn in sozialen Netzwerken zu teilen und den Forderungen somit Nachdruck zu verleihen.

Prüfen! Nicht überall darf gemalt werden – auch nicht mit regenlöslicher Kreide. Bitte informieren Sie sich vorher, zum Beispiel bei Ihrer Stadt, über die geltenden Regelungen.

 

Kinderrechte schaffen Zukunft

Die bunten Zeichnungen der Kinder auf Straßen, auf Bürgersteigen und in Garageneinfahrten sollen am Weltkindertag auch zu politischen Forderungen an die Entscheidungsträger werden.

Malt eure Rechte, Ideen und Wünsche auf. Tobt euch aus, seid kreativ und zeigt allen, was fehlt, um eure Straße, euer Viertel und eure Stadt zu einem besseren Ort für Kinder zu machen. Wir alle können zusammen ein starkes Zeichen setzen und einen Weltkindertag feiern, wie es ihn bislang noch nicht gab.

Wir bringen gemeinsam – bunt, laut und kreativ – die Rechte von Kindern auf die Straße und rufen gleichzeitig eine wichtige Botschaft in die Welt: Die Lösung für die Gestaltung einer besseren Zukunft liegt in der Verwirklichung der Kinderrechte.

Diesen Sonntag auf www.kindersache.de/weltkindertag …und wer neugierig ist, kann auch jetzt schon gucken.

 

 

Kindern eine Stimme geben

Kinder sind die ersten Experten und Expertinnen für ihr Leben. Deswegen sollten die Kinderrechte im Grundgesetz verankert werden.

Entscheidungsträger müssen hinsehen, was die junge Generation zu sagen hat, und ihre wichtigen Impulse stärker in den politischen Prozess einbeziehen. Weil unsere Städte, unser Land und das Zusammenleben in unserer Gesellschaft dadurch nicht nur kindgerechter, sondern für uns alle lebenswerter wird.