Diät beim Abschlussball

Wohlgemerkt, ALLE heißt: Tochter 1, leiblicher Papa, Mama, Stiefvater. Macht inklusive Tochter 2 fünf Eintrittskarten. Erstes böses Omen: Mama vergisst die Zahl fünf und kauft vier Karten. Inklusive Buffet-Abendessen, wie uns Tochter 2 auf Nachfrage bestätigt. Eigentlich recht günstig mit 25 Euro pP. im Vergleich zum letzten Jahr bei Tochter 1.

Nun dumm, dass es Platzkarten sind – als der Fehler auffällt, ist der Tisch mit vier Personen bereits mit anderen vier wildfremden Menschen aufgefüllt, die Stiefvater-Karte ist, wen wundert es, damit dann an einem x-beliebigen, möglichst weit entfernten Sitzplatz deportiert. Das soll ein Zufall sein?

Nun gut, die Vorbereitungen laufen, leiblicher Papa läuft ein, Stimmung hat sich gebessert, Welt einigermaßen in Ordnung. Ich habe mich mit meinem Schicksal eines einsamen Abends am Ende eines Ballsaals abgefunden und denke an die beliebte Fernseh-Serie „Ekel Alfred“ – den hätten sie bestimmt auch irgendwo hin gesetzt. Weitab, da kann er motzen.

Aber, da haben sie mit dem bösen Stiefvater falsch gewettet. Ich gehe zu dem mir zugewiesenen Katzentisch, spreche höflich (sofern mir das gelingt) die Leute an, an deren Ecke noch ein Stuhl frei ist und sage „Guten Abend, Sie haben die Wahl: entweder ich belästige Sie jetzt den gesamten Abend mit meiner schlechten Laune oder Sie applaudieren, wenn ich jetzt DIESEN STUHL HIER … (Fingerdeut =>) mitnehme und ihn zu meinen Leuten bringe. Und denen auf den Nerv gehe.“

Tosender Applaus, ich nehme den Stuhl wie eine Trophäe und trage ihn durch den gesamten Saal. Ätsch …

Wir treffen am Ort des Geschehens ein: ein Glas Sekt ist im Preis inklusive, Essen kostet extra, die Getränke auch. Ein etwas nachdenklicher, deutlich strapazierter Nervenblick zu Tochter 2, die mit ihrer Zahnspange im roten Ballkleid einfach sensationell aussieht. Wir kramen unsere letzten Münzen zusammen, es reicht für dreimal Butterbrezel mit Spundekäs (preislich von unten nach oben die günstigste Variante) und eine Karottensuppe (zweitgünstigstes) sowie eine Flasche Fuselwein plus Sprudelwasser für alle. Wir müssen ja noch ein paar Münzen für´ s Parkhaus zurück halten und der nächste Geldautomat ist weit weg.

Sensationell: viele Tanzaufführungen (kein Wunder, dass sie bei der Choreografie keine Zeit für die Hausarbeit haben) und noch viel mehr blitzende Zahnspangen erhellen unseren Abend. Ich lästere ein wenig herum, dass in dieser Reichen-Schule die besonders reichen Töchterchen einen kleinen „Brilli“ an der Zahnspange heften haben … kommt nicht so gut an.

Wir leisten uns noch eine Flasche Wasser zu fünft, der Abend neigt sich …

Wir haben es geschafft. Die erste Hürde ist genommen, unsere Nerven werden ab jetzt geschont, juhuuu … Tochter 2 wird jetzt auf die weiterführende Schule gehen – sie muss jetzt alleine laufen. Ich atme innerlich tief durch, verabschiede mich von ebenso denkendem leiblichen Papa. Und habe ein wenig Angst, dass es bei Sohnemann und Tochter 3 in wenigen Jahren ähnlich werden könnte … Aber das dauert noch. Jetzt schlafen wir erstmal richtig tief und entspannt durch…