Wie sich frühzeitiges Sparen für die Ausbildung der Kinder auszahlt
Mit jedem Lebensjahr wird meine Liste der Dinge, die ich gerne früher gewusst hätte, immer länger. Zum Beispiel hätte ich gerne gewusst, dass ich von der Geburt meiner vier Kinder bis zu ihrem Auszug rund 50 Kindergeburtstage organisieren werde. Dazu kommen noch über ein Dutzend Übernachtungspartys und Tanzveranstaltungen im Teenageralter. Das ist beinahe schon ein Nebenjob, denke ich mir, während ich den Biskuit für die Sachertorte zum 15. Geburtstag meiner zweitältesten Tochter in den Ofen schiebe.
Was kostet ein Kind bis zu seinem 18. Lebensjahr?
Mit zunehmendem Alter der Kinder steigen in der Regel auch die Kosten (und manchmal die Belastung für die Nerven), während das gemeinsame Einkommen oft zurückgeht. Zwar sind öffentliche Schulen kostenlos, anders als die Betreuung von Kleinkindern, doch die Ausgaben für Hobbys, Smartphones, Kleidung und Klassenfahrten nehmen deutlich zu. Besonders kostspielig wird es, wenn ein Kind für die Ausbildung oder das Studium in eine andere Stadt zieht. Auch wenn Auszubildende eine Vergütung erhalten, reicht diese oft nicht aus, um Miete und Lebenshaltungskosten abzudecken. Laut einer aktuellen Studie des Statistischen Bundesamtes geben Eltern durchschnittlich 763 Euro pro Monat für ihr Kind aus. Bis zum 18. Lebensjahr summieren sich die Kosten auf mehr als 160.000 Euro. Wer seinem Kind darüber hinaus den Start ins eigenständige Leben erleichtern möchte, sollte zusätzliche finanzielle Mittel für die Ausbildung oder das Studium einplanen. Deshalb ist es ratsam, so früh wie möglich mit dem Sparen für den Nachwuchs zu beginnen – je früher, desto besser.
Wie können wir vorsorgen?
Wenn Sie ein gutes Einkommen haben, sollten Sie in der Lage sein, die monatlichen Zahlungen problemlos aus Ihrem verfügbaren Budget zu bestreiten. Anders verhält es sich jedoch, wenn Sie Verpflichtungen wie eine Hypothek o.ä. haben oder nur über ein geringes Einkommen verfügen und nicht viel Geld zur Seite legen können. In solchen Fällen ist es ratsam, langfristiger zu planen und strategisch vorzusorgen.
Zeitplan für Geldanlagen
Welche Art der Geldanlage sinnvoll ist, hängt maßgeblich vom Sparziel ab: Steht ein Auslandsaufenthalt bereits in wenigen Jahren bevor, ist das Geld am besten bei der Bank aufgehoben. Denn bei einer Ausbildungsversicherung entstehen gerade in den ersten Jahren hohe Kosten, und bei Investitionen in Aktien oder Fonds ist das Verlustrisiko über einen kurzen Zeitraum hoch. Anders verhält es sich, wenn das Geld erst in zehn oder mehr Jahren benötigt wird. Je weiter das Sparziel in der Zukunft liegt, desto besser können Eltern Verlustphasen überbrücken. Eine sinnvolle Strategie ist oft auch eine Diversifikation: Wer einen Teil der Sparraten in Aktien investiert und den anderen Teil auf einem Bankkonto spart, hat einen Sicherheitspuffer und kann gleichzeitig von potenziellen Renditen profitieren.
Sparen für den Nachwuchs: Diese Möglichkeiten gibt es
Nicht alles ist sinnvoll! Ein Kinderlächeln kann Herzen erobern und Eltern, Großeltern und Paten sind oft bereit, (fast) alles für ihre Kleinen zu tun – auch finanziell. Banken nutzen dies gerne aus und werben mit verlockenden Angeboten wie Mäusekonten, Baby-Sparbüchern oder Biene-Maja-Schutzbriefen. Doch Vorsicht: Nicht alle dieser Angebote halten, was sie versprechen. Einige sind wenig geeignet, um ein solides Vermögen für den Nachwuchs aufzubauen, auch wenn sie in noch so liebevolle Worte verpackt sind.
Finger weg von Versicherungen und Schutzbriefen
Beim Sparen für Kinder handelt es sich in der Regel um eine langfristige Anlage, oft bis zum 18. Geburtstag. Ziel ist es, das Geld sicher anzulegen und gleichzeitig Rendite zu erzielen. Von Versicherungen, die speziell die Ausbildung Ihres Kindes absichern sollen, sollten Sie jedoch absehen. Diese sogenannten Ausbildungsversicherungen sind laut Stiftung Warentest in der „Finanztest“-Ausgabe 12/2017 ungeeignet, um für Kinder zu sparen. Auch Kinderschutzbriefe, die gegen Risiken wie Unfall, Krankheit oder Schulunfähigkeit schützen sollen, sind in der Regel unflexibel, kostenintensiv und bieten oft keine Rendite, so das Urteil der Finanzexperten. In diesem Fall profitiert nur einer: der Versicherer.
Ein typisches Beispiel sind sogenannte Ausbildungsversicherungen. Die Stiftung Warentest hat dazu einen informativen Artikel veröffentlicht, der zeigt, dass viele Sparer am Ende weniger Geld haben, als sie ursprünglich eingezahlt haben. Auch Bausparverträge für Kinder sind ungeeignet, da sie sehr starr und zweckgebunden sind. Niemand kann vorhersagen, ob das Kind später ein Eigenheim besitzen möchte oder wann das der Fall sein könnte. Für eine langfristige Geldanlage ist ein Sparplan viel besser geeignet.
Sparkonten und Banksparpläne
Wer einen größeren Betrag für die Ausbildung von Kindern oder Enkeln zurücklegen möchte und dabei kein Risiko eingehen will, dem sind Festgeldkonten oder Sparbriefe zu empfehlen. Beide bieten über mehrere Jahre hinweg einen zu Beginn der Laufzeit festgelegten Zinssatz. Da die Konditionen je nach Bank unterschiedlich sind, lohnt es sich, die Angebote zu vergleichen.
Für diejenigen, die monatlich Geld für die Kinder ansparen wollen, ist ein Banksparplan eine gute Option. Zwar sind die Zinsen hier aktuell oft nahe null, jedoch bieten einige Finanzinstitute Bonuszahlungen an, beispielsweise zu besonderen Anlässen wie Schulbeginn oder Schulabschluss oder als Treueprämien, die von der Vertragsdauer abhängen. Für alle, die nur unregelmäßig sparen können, eignet sich ein Tagesgeldkonto. Auch hier ist es ratsam, die Zinssätze verschiedener Anbieter zu vergleichen, um das beste Angebot zu finden.
Wertpapiersparen
Eltern, die bis zum Ausbildungsbeginn ihrer Kinder noch viele Jahre Zeit haben, sollten Investitionen in Aktien oder Fonds in Betracht ziehen. Da die Weltwirtschaft langfristig wächst, steigen auch die Gewinne der meisten Unternehmen. Wer in Aktien von vielen verschiedenen Firmen aus unterschiedlichen Ländern und Branchen investiert, hat gute Chancen auf solide Renditen.
Der einfachste Weg, diese Diversifikation zu erreichen, ist über Fonds. Aufgrund der geringeren Gebühren empfehlen Verbraucherschützer börsengehandelte Indexfonds (ETFs). „Wenn Eltern mindestens zehn Jahre für ihre Kinder sparen wollen, bieten sich ETF-Sparpläne auf einen weltweiten Aktienindex an, um das Risiko breit zu streuen“, so die Stiftung Warentest.
Wichtige Entscheidung: Sparen im Namen des Kindes oder im eigenen Namen?
Eine entscheidende Frage ist, ob du im Namen des Kindes oder in deinem eigenen Namen sparen möchtest. Diese Entscheidung hat sowohl steuerliche als auch rechtliche Auswirkungen. Beide Optionen können jedoch sinnvoll sein. Treffe die Wahl, die für dich und dein Kind am besten ist.
Sparen im Namen des Kindes
PRO:
Das Geld, das im Namen des Kindes gespart wird, gehört zu 100% dem Kind und ist mündelsicher, das bedeutet, dass die Eltern oder Erziehungsberechtigten nicht ohne Weiteres darauf zugreifen können. Diese Form des Sparens bietet eine zusätzliche Absicherung für die Zukunft des Kindes und stellt sicher, dass das Vermögen für dessen Nutzen verwendet wird.
Ein weiterer Vorteil ist, dass Eltern den Sparerpauschbetrag von 801 Euro pro Jahr pro Kind nutzen können. Das ist besonders nützlich, wenn die Eltern ihren eigenen Sparerpauschbetrag durch andere Anlageformen wie Aktien oder Fonds bereits ausgeschöpft haben. Jedes Kind hat ebenfalls einen eigenen Sparerpauschbetrag von 801 Euro pro Jahr. Dadurch kann das angesparte Geld steuerlich vorteilhaft auf die Kinder verteilt werden.
Insgesamt bleiben Erträge aus den Sparanlagen des Kindes bis zu einem Betrag von 10.245 Euro pro Jahr steuerfrei (Stand: 2020), solange keine weiteren Einkünfte vorhanden sind. Diese Summe setzt sich zusammen aus dem Grundfreibetrag (9.408 Euro), dem Sparerpauschbetrag (801 Euro) und dem Sonderausgaben-Pauschbetrag (36 Euro). Diese steuerlichen Freibeträge machen das Sparen im Namen des Kindes besonders attraktiv und effizient.
CONTRA:
PRO
- Du behältst die vollständige Kontrolle über das Kapital und hast die Freiheit, es deinem Kind jederzeit zur Verfügung zu stellen oder es für eigene Zwecke zu nutzen.
- Du kannst das Geld ansparen, ohne dass dein Kind vor einer eventuellen Auszahlung davon Kenntnis hat.
- Es besteht zudem die Möglichkeit, das Kind als Begünstigten bei der Bank vertraglich zu benennen, sodass es im Falle deines Todes oder zu einem bestimmten Zeitpunkt Zugriff auf die Ersparnisse erhält.
CONTRA
- Wenn du das Geld auf deinen eigenen Namen sparst, belastest du deinen eigenen Steuerfreibetrag.
- Außerdem fällt eine Schenkungssteuer an, wenn das angesparte Vermögen innerhalb von 10 Jahren 200.000 Euro übersteigt und anschließend auf das Kind übertragen wird.
In den meisten Fällen steht somit folgende Überlegung an: Vertraust du darauf, dass dein Kind mit 18 sinnvoll mit dem Geld umgehen kann? Dann sparst du am besten im Namen des Kindes und nimmst den Steuerfreibetrag mit. Sofern du andere Ziele hast, das Bafög gefährdet siehst (also mehr als 15.000 Euro ansparen werden) oder das Geld zweckgebunden eingesetzt sehen möchtest, sparst du besser im eigenen Namen. Wer Angst hat, das Kind könne mit 18 zu viel Geld auf einmal erhalten, kann einen Auszahlplan kurz vor dem 18. Geburtstag abschließen, durch den das Geld dann zum Beispiel in monatlichen Raten ausgezahlt und der restliche Betrag weiter angelegt wird.
Fazit:
Kinder sind unsere Zukunft – und sie sind teuer: Was heute noch unvorstellbar ist, ist der Nachwuchs, der noch nicht einmal einen Dreiwortsatz von sich gibt, und für ein Schuljahr ins Ausland will. Ich habe noch ein paar Jahre denken Sie jetzt vielleicht? Das dachte ich auch. Und jetzt schreibe ich mit Zuckerguss eine 16 auf die mit Schokolade überzogene Torte….