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Die Folgen der Coronakrise für die Jugend

 

Im Prinzip war das Jahr 2020 bereits geplant. Frisch nach der Schule standen mir unzählige Möglichkeiten offen: Auslandsaufenthalt, Freiwilliges Soziales Jahr oder der Beginn einer Ausbildung. Mein Plan stand fest. Ich wollte nach dem Abitur mehrere Monate als Kinderanimateurin in einem Club-Hotel arbeiten.

Ein einschneidendes Ereignis der Kategorie höhere Gewalt namens Covid-19 setzte meinem Vorhaben ein sofortiges Ende: Im Zuge der weltweiten Krise ist seitdem nicht nur mein Alltag eingeschränkt, sondern die Planung meines kompletten Lebensabschnitts pausiert. Das Abiturzeugnis kam mit der Post, die Feier fiel aus und ich animiere jetzt meine kleine Schwester beim Homeschooling!

 

Berufssuche in der Warteschleife

Das Coronavirus bringt kleine Betriebe in Bedrängnis und senkt unmittelbar die Anzahl der Ausbildungsplätze. Fehlende Sicherheiten zwingen Inhaber zur Vorsicht. Einige verzichten auf Azubis oder Neueinstellungen. Schüler und Studenten finanzieren ihre Bildung überwiegend mithilfe der Bereiche Gastronomie, Produktion oder Unterhaltung. Diese leiden besonders unter den notwendigen Ausgangsbeschränkungen und haben den Personalbedarf enorm reduziert. Helfer werden häufig zuerst entlassen und während der Lockerungen zuletzt wieder beschäftigt. Minimierte Außenkontakte, inklusive der Bewerbungsgespräche, erschweren die Situation weiter.

 

So reagieren junge Menschen: Meinungen und Alternativen

Während Börse und Medien die Wirtschaftslage besorgt beobachten, gehen junge Leute gelassen damit um. Laut einer Studie der Uni Würzburg mit 3.900 Teilnehmern machen sich 80 Prozent der Befragten wegen der Coronakrise keine verstärkten Gedanken um ihre berufliche Zukunft.

Diese Zuversicht zeigt, dass Deutschland im Vergleich sehr gut mit der Pandemie umgeht. Die Umstellung vieler Lehrinstitute auf den Onlinebetrieb sehen 57 Prozent positiv. Einerseits können Kommunikations- und Technikschwierigkeiten den überschaubaren Wert verantworten, andererseits zeigt sich ein zusätzliches Problem: Mit 83 beziehungsweise 82 Prozent sieht sich die eindeutige Mehrheit in ihren sozialen Kontakten und der Mobilität eingeschränkt. Daraus folgern 57 Prozent der Teilnehmer eine Verschlechterung ihres psychischen Wohlbefindens. Existenzängste tragen wohl ihren Teil zu dieser Einschätzung bei.

Wer am Nichtstun verzweifelt, entdeckt zahlreiche Optionen. Supermärkte und Produktionsstätten suchen verstärkt nach Mitarbeitern. Hier können Schulabgänger helfen, ihr Konto aufbessern und Berufserfahrung sammeln. Ebenso existiert bei ehrenamtlichen Tätigkeiten eine erhöhte Nachfrage. In Tierheimen, Sozialunterkünften oder bei den Tafeln sind Spenden sowie zusätzliche Hände gerne gesehen. Seelsorgehotlines oder Einkaufshilfen sind weitere unverzichtbare Anlaufstellen. Initiativen wie die Onlineplattform Corona School von Christopher Reiners und Gero Embser verbinden Studenten mit Schülern, um Abiturienten und Jüngeren beim Lernen von Zuhause zu unterstützen. Eine kurze Internetsuche zeigt weitere Ideen auf.

 

Klare Kritik für Überbrückungskredite

Eine der ersten und bisher einzigen Möglichkeiten für Studenten in finanziellen Engpässen sind die Überbrückungskredite, welche Bildungsministerin Anja Karliczek verantwortet. Diese gewähren Antragsstellern unkompliziert ein Darlehen der KfW-Bank von bis zu 650 Euro monatlich. Zinsen fallen ab März 2021 an. Dieses Vorgehen kritisiert Leonie Ackermann scharf. Die Vorsitzende des Bundesverbands der Studierendenvertretungen (fzs) bezeichnet die Leihgaben in einem Interview mit der Zeit als Schuldenfalle. Die Verzinsung ab dem kommenden Frühjahr würde das Problem nur verlagern. Zwar lobt sie die ergänzende Nothilfe für Sonderfälle, bemängelt aber ihre Höhe von 100 Millionen Euro. Sie fordert eine Anpassung dieses Rettungsschirms auf eine Milliarde. Die betroffene Gruppe ist besonders groß, da die meisten Studenten keinen Anspruch auf Arbeitslosengeld haben.

 

Fazit

Gemessen an einer Umfrage der Würzburger Uni halten sich die Zukunftsängste der Auszubildenden in Grenzen. Schwierigkeiten kreieren die Folgen des Virus hauptsächlich in der akuten Finanzlage. Hier schafft die Regierung mit KfW-Krediten eine kurzfristige Abhilfe, die zwangsläufig einhergehende Verschuldung kann aber nicht Sinn der Sache sein. Neben der angekündigten Zugangserleichterung für Hartz 4 sollten weitere Maßnahmen folgen.